Ich bin gestern mit leichtem Gepäck zum Millerntor gewandert, habe mir einen Schein in die eine Hosentasche, das Ticket für den Stehplatz Nord in die andere gesteckt. Die Flagge mit dem Jolly Rouge und Schlüssel für das Nach-Hause-kommen. Fertig.
Kein Handy, kein Portemonnaie, nichts, was belastet. Und so wurde das in der Oktobersonne auf der Wetterseite ein Sonntag mit noch intensiverem Wohnzimmer-Gefühl, als sonst.
Ich vermute, dass das Fabio Morena ganz anders geht. Als wir vor der Domschänke standen, lange noch, die Sonne machte sich und ihre Schatten schon lang und länger, zog er frisch geduscht an uns vorbei, hinter sich herziehend einen Rollkoffer mit der Nummer 4 drauf. „Fabio musste die Trikottasche zum Waschen mitnehmen“, witzelte einer von uns, und in der Tat ist das bei den AFC Deerns oft so, dass die letzte, die aus der Dusche kommt, dann die Trikots mitnimmt. Mich erschreckte das Bild aber. Sah Fabio Morena doch so aus, als wäre er von einem Geschäftstermin auf der Heimreise, sehe ich doch auch oft so aus, wenn ich nach Altona zurückkehre an manchen Freitagen. Irgendwie passte das gar nicht zu meinem Wohnzimmergefühl. Vielleicht hat das Fabio Morena ja auch gar nicht, fühlt sich garnicht zuhause, sondern wie auf der Arbeit.
Vielleicht erklärt sich damit ja auch zum Teil, dass bei den Boys in Brown die Heimspielstärke eigentlich nur angelegt ist, aber oft nicht durchschlägt. Vielleicht geißeln sich Teile der Fans unnötig, für ihren angeblich lausigen Support? Nächstes Heimspiel nur mit einer frischen Unterbüx und einem Handtuch zum Millerntor gehen, Fabio, fürs Heimspielgefühl. Das hilft vielleicht, wenigstens was das Gepäck angeht. Und glaub mir, man fühlt sich besser mit leichtem.