"Ohne Naki habt ihr keine Chance"

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Das wäre ein schöner Aufhänger für einen Blogpost gewesen, sagte mir Maik, als wir am Ende eines langen Fußballsonntags uns die Bemühungen des hsv ansahen, doch noch den Ausgleich zum 1:1 zu erzielen. Es blieb bekanntlich beim 0:1 gegen den VfB Stuttgart und beim letzten Bier des Tages und dem langen Heimweg (1.800 Meter) durch den Altonaer Volkspark konnte ich gemütlich mit Schwaben schwätzen und mir den vergangenen Tag Revue passieren lassen:
Begonnen hatte der Sonntag mit strahlendem Sonnenschein und diesem komischen Gefühl, dass dieses Wohlfühlklima fehl am Platze ist. Ist ja immerhin Oktober. Auswärts ging ais privaten Gründen nicht, also beschloss ich, bei diesem strahlenden Sonnenschein, den Boys in Brown via Liveticker die Daumen zu drücken und gleichzeitig der Adolf-Jäger-Kampfbahn einen meiner seltenen Besuche abzustatten (wenn die Herren spielen, bin ich selten da).
Ich persönlich gerhöre ja zu der Fraktion St- Paulianer, die sich auf Altona 93 einlassen können. Auch mit den meisten Rauten kann ich mich im Sinne eines Highlanderesken „Heiliger Boden“ auf die AJK einigen. Außerdem gibt es dort tatsächlich alles, nur keinen Profifußball. Und Rebellenkaffee gab es in Altona auch schon lange vor St. Pauli 😉
Kurz nach dem 1:0 für Altona ging ich dann zum Bus und fuhr mit der 150 und dann mit der 25 an die Hoheluft zum „Kleinen Derby“, das mir im Frühjahr so viel Spaß gemacht hatte. Unser Sicherheitsbeauftragter Sven Brux langweilte sich da schon seit 1300 Uhr herum, denn mit der Verlegung zwischen die beiden Spiele der ersten Mannschaften, des FC St. Pauli um 1330 in Paderborn und des hsv um 1730 in St. Ellingen, hatte die Polizei ganze Arbeit geleistet, um dem Derby jede Stimmung zu nehmen. Ich habe 58 Fans des hsv gezählt – und dann bleiben nach Adam Riese immerhin über 500 St. Paulianer_innen übrig, die sich dieses spannende Fußballspiel ansehen wollten.
Die Boys (und die sind ja wirklich alle so niedlich klein, die Jungs) in Brown waren besser, ohne zwingend zu sein. Bis der hsv mit einem Sonntagsschuss in Führung ging. Da war das Spiel in Paderborn schon aus – und das zweite 1:1 des Sonntags vollendet. Altona hatte nämlich gleichzeitig mit der braunweissen Führung den Ausgleich hinnehmen müssen, wie ich später erfuhr. Ausdruck einer magischen Konstellation konnte man denken, und so kam es ja auch, dass ausgerechnet ein junger Mann mit dem Namen Braun den Ausgleich erzielte. Fühlte sich gut an.
Überhaupt kann ich mich immer wieder und immer mehr an den Spielen der Zweiten begeistern. Ich mag ja Stadien, wie die AJK und die Hoheluft, die von großen Baumreihen abgeschlossen werden und wo auf einer Seite das Laub sich an den Eckfahnen sammelt. Die Bäume am Millerntor sind vernichtet und mit ihnen auch ein Bestandteil unserer Magie, die letztlich unsere Auswärtfahrer_innen mit ihrem Gesang für Deniz Naki wieder aufluden. Ich bin begeistert, immer wieder, bei aller „Fundamentalkritik“ an Präsidium und Co., wenn sich Bahn bricht, was diesen Klub ausmacht. Das Ansingen und feiern eines verlorenen Boys in Brown, in fremdem Trikot und auch nach seinem Tor, das uns, immerhin auf einem Abstiegsplatz, zwei Punkte kostete. Toll. Und was für ein Zeichen für unsere aktuelle Truppe. Wir adoptieren Menschen. Nicht wegen ihrer Leistung, ihrer so genannten professionellen Einstellung, sondern einfach ihretwegen. Und mit dieser Zuneigung hören wir auch nicht auf, nur weil sie in anderen Farben daher kommen.

Das muss Mahir Saglik in einer besonderen Weise die eigenen Auspfiffe erträglich gemacht haben – und ich wette, das gibt auch jungen Spielern wie Avevor und Ginczek eine tiefe Gewissheit, im richtigen Team zu spielen. Bange werden muss einem da nicht, auch wenn es diese Saison ausnehmend eng werden kann. Maik und ich haben uns dann sicherheitshalber schonmal mutig die Anstosszeiten der dritten Liga angesehen
… und sind dann auf Einladung seiner Kollegen in den Volkspark gefahren. Dort konnte ich dann beruhigt das genießen, was passiert, wenn Anspruch und Wirklichkeit in Streit geraten. 😉
Spielberichte lest ihr besser bei denen, die in Ostwestfalen waren:
Magischer FC bspw.
– „Dass das zweit heisseste Spiel des Jahres Paderborn wird, hätte wohl keine*r vermutet- bis die Birne langsam auf hartgekochtes Ei-Niveau gebrützelt war.“; siaMO tutti