+++ Nachbar_innen wollen Zwangsräumung in Wilhelmsburg verhindern +++ Aufruf zur Blockade am 26. 1. +++ Bauverein Reiherstieg verweigert Dialog +++
Hamburg-Wilhelmsburg, 23. 1. 2015
Am Montag, den 26. Januar soll der Mieter Heiko G. aus seiner Wohnung im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel zwangsgeräumt werden. Die Mietrückstände, die zur Kündigung führten, sind längst beglichen. Trotzdem hält die Genossenschaft „Bauverein Reiherstieg“ an der Kündigung fest und hat einen Räumungstitel erwirkt. Deshalb droht Heiko G. die Obdachlosigkeit. Dagegen regt sich bereits seit letzter Woche Protest. Die Nachbarschaft hat nun eine Blockade der Zwangsräumung angekündigt.
Nach der Übergabe eines Offenen Briefes durch Unterstützer_innen von Heiko G. Donnerstag letzter Woche hatte sich der Vorstand der Genossenschaft in der Presse noch dialogbereit gezeigt. Einen anschließend vereinbarten Gesprächstermin mit Heiko G. und Begleiter_innen, auf dem noch einmal über die Zwangsräumung verhandelt werden sollte, sagte die Genossenschaft jedoch kurzerhand ohne schlüssige Begründung wieder ab.
Heiko G. wohnt seit über 15 Jahren in seiner Wohnung. Er hat sich in den letzten Jahren erfolgreich gegen Mieterhöhungen gewehrt und für mehr Mitbestimmung der Mieter_innen in der Genossenschaft eingesetzt. Der Bauverein hingegen hat sich zuletzt immer wieder mit Mieterhöhungen hervorgetan und will Heiko G. nun loswerden.
Heiko G. erfährt breite Solidarität. Unterstützer_innen gingen in seiner Nachbarschaft von Haus zu Haus und informierten die Mieter_innen über die drohende Vertreibung ihres Nachbarn. Für Samstag, 14 Uhr wurde zu einem großen Nachbarschaftstreffen in das Stadtteilkulturzentrum Honigfabrik eingeladen. Auch veranstaltet eine lokale Kino-Initiative am Sonntag einen Filmabend über Mietproteste. Um die Zwangsräumung am Montag Vormittag zu verhindern, wird außerdem zu einer Blockade der Vollstreckung aufgerufen. Dafür haben sich sogar Aktivist_innen vom Berliner Bündnis „Zwangsräumungen verhindern“ angekündigt.
Eine der Unterstützer_innen, Hanna D., bringt ihren Ärger über das Vorgehen des Bauvereins Reiherstieg auf den Punkt:
„Zwangsräumungen gehen uns als Mieter_innen alle an. Sie sind ein effektives Mittel, um höhere Mieten durchzusetzen. Steigende Neuvermietungspreise verteuern über den Mietenspiegel auch auch meine Wohnung. Menschen mit wenig Geld werden so aus dem Viertel verdrängt.“
Auch Robert A., ein Nachbar, übt Kritik:
„Von einer Genossenschaft erwarte ich, dass sie ihre Mitglieder nicht auf die Straße wirft. Die Vorgehensweise des Bauvereins finde ich unverantwortlich. So wird Obdachlosigkeit produziert.“
Weitere Hintergründe, aktuelle Informationen und Dokumentationen der mittlerweile bundesweiten Solidaritätsaufrufe mit Heiko G. finden Sie auf www.solidarisch.org.
Foto: gemeinfrei, von Oliver Scholz at de.wikipedia – Eigenes Werk (Original-Bildunterschrift: “selbst fotografiert”)