{"id":15757,"date":"2019-03-17T14:14:32","date_gmt":"2019-03-17T13:14:32","guid":{"rendered":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/?p=15757"},"modified":"2023-10-16T07:20:02","modified_gmt":"2023-10-16T06:20:02","slug":"zuviel-druck","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/zuviel-druck\/","title":{"rendered":"Zuviel Druck"},"content":{"rendered":"\n

Ich traf im Kick & Company in Altona erst kurz vor Anpfiff ein. Die Wirtin, eine heimliche Anh\u00e4ngerin des Stadtmeisters, des neuen, ansonsten aber auf Neutralit\u00e4t bedacht, schimpfte leise auf das Elend, dass ihr der Abstieg des HSV bescherte, spielten doch beide Vereine, ihrer und mein FC St. Pauli, diesen Sonnabend zur gleichen Stunde.<\/p>\n\n\n

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Kaffe und Notizbuch – Aufarbeiten einer Klatsche<\/p>\n<\/div><\/div>\n\n\n

Was ihr Umsatzeinbu\u00dfen bescherte, f\u00fchlte sich f\u00fcr mich exotisch an. Im kleinen Raum neben den Kickertischen sa\u00dfen wir St. Paulianer, im gro\u00dfen Saal die Anh\u00e4nger des Vorstadtklubs, beide richteten die Augen auf ihre Version der television\u00e4r versendeten Wirklichkeit und versuchten die andere Fraktion, nur von einer d\u00fcnnen Glasscheibe getrennt, zu ignorieren, so gut es ging.<\/p>\n\n\n

13:00 Uhr ist f\u00fcrs Trinken viel zu fr\u00fch, also bestellte ich die beste aller schlechten Alternativen, ein bayrisches Wei\u00dfbier, alkoholfrei und isotonisch. Das l\u00e4sst einen gesunden Gleichdruck in meinen Zellen entstehen; es flie\u00dft genauso viel aus mir hinaus, wie hinein.<\/p>\n\n\n

SV Sandhausen – FC St. Pauli – ein emotionaler Bericht<\/h2>\n\n\n

So begann das Spiel im weit entfernten Hardtwald, an den ich mich als ungem\u00fctlichen, dunklen Ort erinnere, durch den ein k\u00fchler Winterwind wehen kann. Die Boys in Brown begannen ebenfalls isotonisch, darauf bedacht, nicht mehr hinausflie\u00dfen zu lassen, als hinein. Druckausgleich als Spielidee.<\/p>\n\n\n

Einen Ausgleich herstellend, aus dem Anspruch, der intellektuellen \u00dcberzeugung des eigenen Verm\u00f6gens, der technokratischen Rangfolge, die sich durch die Tabelle ergibt und dem nagenden Zweifel, der sich seit dem letzten Sonntag noch jeden Tag verst\u00e4rkte, der Wut \u00fcber sich selbst (bei den reiferen) oder auf andere Teile des Teams, der Fanschaft und die kleine Welt am Millerntor.<\/p>\n\n\n

Das \u00dcberkippen ins Hypotonische konnte ich selbst durch die kalte Linse der Kamera erf\u00fchlen, langsam aber sicher floss alle Zuversicht aus den Jungs heraus. Und der SV Sandhausen in Form des ewigen HSVers Diekmeier druckvoll in sie hinein. Als wollte auch er den Derbysieg, nur um eine Woche retardiert.<\/p>\n\n\n

St. Pauli zerschellte an diesem Wollen, Buballa fiel mehrfach schw\u00e4chelnd auf seine Knie, Mats wurde einfach abgesch\u00fcttelt und Marvin war komplett von der Knolle; so spannungslos lie\u00dfen sich unsere Spieler zerdr\u00fccken, dass in mir pures Mitleid \u00fcbrig blieb.<\/p>\n\n\n

Ich kann da keine Wut entwickeln auf dieses H\u00e4uflein Elend, das sich sp\u00e4ter noch tapfer den eigenen Fans stellte, dabei Beschimpfungen und Bier \u00fcber ihre h\u00e4ngenden K\u00f6pfe ergehen lie\u00dfen.<\/p>\n\n\n

In einem Ausbruch hypertonischen \u00dcberdrucks vermischten sich eigene Rechtfertigungen mit der Forderung nach kapitalistischem Leistungslohn; auf die Idee, sich in den Schmerz zu ergeben, aus ihm vielleicht die Lust zu ziehen, die den Druck ausgleichen k\u00f6nnte, kamen da wenige, wie mir berichtet wurde.<\/p>\n\n\n

Auf das so wichtige Zeichen der Solidarit\u00e4t, mit unserer Mannschaft und sich selbst, wartet man auf St. Pauli auch acht Tore nach der letzten Sonntagsfrage vergeblich.<\/p>\n\n\n

Schlimm.<\/p>\n\n\n

Ich bestellte mir dann am Ende doch noch ein kleines Bier aus dem Tschechischen und vom Fass, um zuzusehen, wie Darmstadt die bleierne Wolkendecke \u00fcber mir kurz aufriss.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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