{"id":15798,"date":"2019-04-04T11:10:32","date_gmt":"2019-04-04T10:10:32","guid":{"rendered":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/?p=15798"},"modified":"2023-10-17T06:36:03","modified_gmt":"2023-10-17T05:36:03","slug":"mehrwert","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/mehrwert\/","title":{"rendered":"Werte, Werte, Poperte"},"content":{"rendered":"\n

Auf St. Pauli geht es (auch) um Werte. Die des Vereins, die der Fanszene, die an die wir uns halten und diejenigen, die wir als St. Paulianer_innen ablehnen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Ich denke hier laut, ohne Anspruch auf Sinn und Vollst\u00e4ndigkeit … sammle Gedanken und Splitter zum Thema, die mir relevant erscheinen. Ohne Anspruch aufs Zuendedenken.<\/em><\/p>\n\n\n\n

\"werte
Photo credit: jaroh on VisualHunt \/ CC BY-SA<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

***<\/p>\n\n\n\n

Das mit dem Wert ist an sich schon schwierig, weil es mindestens drei Definitionen dieses Begriffes gibt.<\/p>\n\n\n\n

Wert\/W\u00e9rt\/Substantiv, maskulin<\/em> [der]<\/h2>\n\n\n\n
    \n
  1. einer Sache innewohnende Qualit\u00e4t, aufgrund deren sie in einem gewissen Ma\u00dfe begehrenswert ist [und sich verkaufen, vermarkten l\u00e4sst]<\/li>\n\n\n\n
  2. marxistisch, in einer Ware vergegenst\u00e4ndlichte, als Tauschwert erscheinende gesellschaftliche Arbeit, deren Ma\u00df die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist<\/li>\n\n\n\n
  3. [Pluraletantum] Dinge, Gegenst\u00e4nde von gro\u00dfem Wert, die zum pers\u00f6nlichen oder allgemeinen Besitz geh\u00f6ren, „bleibende, dauernde Werte“<\/li>\n\n\n\n
  4. positive Bedeutung, die jemandem, einer Sache zukommt, „der k\u00fcnstlerische Wert eines Films“<\/li>\n<\/ol>\n\n\n\n

    Beginnt man damit, \u00fcber die St. Pauli „innwohnende Qualit\u00e4t“ nachzudenken, aus der sich dann ein Wert ergibt, den der Verein auch vermarktet, kann man schon Knoten im Kopf bekommen.<\/p>\n\n\n\n

    „Werte, Werte, Poperte“<\/p>Frei nach Helge Schneider<\/cite><\/blockquote><\/figure>\n\n\n\n

    ***<\/h3>\n\n\n\n

    Der Wert eines Fans<\/p>\n\n\n\n

    Interessanterweise findet sich in den Definitionen zum Begriff Wert auch die zweite Dimension der Diskussion: wieviel ist ein Mitglied, ein Fan wert?<\/p>\n\n\n\n

    Schreibt man die marxistische Definition ein wenig um, so zum Beispiel: „In einem Status oder Gremium vergegenst\u00e4ndlichte, als Wert erscheinende gesellschaftliche Arbeit, deren Ma\u00df die geleistete Supportzeit ist“<\/em>, so sieht man schnell, dass unsere Form der Wertermittlung eine stinknormale ist. Wer am l\u00e4ngsten und erfolgreichsten sich durch unsere Institutionen w\u00fchlt, der ist am meisten wert. Das gilt f\u00fcr Gremien analog, oder ist irgendjemandem au\u00dferhalb der so genannten „aktiven Fanszene“ der „St\u00e4ndige Fanausschuss“ ein Begriff? Dies w\u00fcrde ich gerne genauso hinterfragen, wie die unserem Tun zugrunde liegenden Werte an sich.<\/p>\n\n\n\n

    ***<\/p>\n\n\n\n

    Begr\u00fcndungsf\u00e4higleit<\/h3>\n\n\n\n

    Momo schrieb in vielen seiner Blogartikel, dass Normen und Diskurse sich im Kern durch ihre Begr\u00fcndungsf\u00e4higkeit legitimieren. Legitimation ist wohl ein Grundthema heute Abend, vor allem demokratische.<\/p>\n\n\n\n

    F\u00fcr mich stellt sich ganz praktisch die Frage: unter welchen Umst\u00e4nden kann beispielsweise der Einsatz von Pyrotechnik zu einem allgemein legitimierten Wert beim FC St. Pauli werden? Da w\u00e4re, „weil es geil aussieht“ oder „weil es zur Ultra-Kultur geh\u00f6rt“<\/del> offensichtlich keine ausreichende Begr\u00fcndung, weil sie rein \u00e4stetisch argumentiert, nicht inhaltlich.<\/p>\n\n\n\n

    Umgekehrt ben\u00f6tigt eine Einschr\u00e4nkung der Selbstverwaltung der S\u00fcdkurve (auch dies als Beispiel verstehen bitte) eine umfassendere inhaltliche Legitimierung, als durch Zitate auf externe Ordnungssysteme, wie Strafrecht oder DFL-Verfahrensordnungen.<\/p>\n\n\n\n

    Erschwerend kommt noch hinzu, dass unser Wertesystem mit anderen in Resonanz steht. Ist bei jedem Heimspiel am Beispiel der Flaschen-\/Bechersammler oder der Schwarzh\u00e4ndler zu bestaunen, wieviele Systeme da korrespondierend ihr Werk tun.<\/p>\n\n\n\n

    \n

    \u201eJedes System hat in seiner Umwelt mit anderen Systemen zu rechnen.\u201c<\/p>\nLuhmann, N., Soziale Systeme, 1984, Seite 256<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n

    ***<\/h4>\n\n\n\n

    Widerspruch \u00fcberall<\/h3>\n\n\n\n

    Wie in der Schule: Bilde (Werte-)Paare, die einigerma\u00dfen kollidieren oder mindestens konkurrieren:<\/p>\n\n\n\n