{"id":21366,"date":"2023-02-25T12:00:22","date_gmt":"2023-02-25T11:00:22","guid":{"rendered":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/fcsp\/vorlesen-im-podcast\/"},"modified":"2023-10-16T08:46:08","modified_gmt":"2023-10-16T07:46:08","slug":"vorlesen-im-podcast","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/vorlesen-im-podcast\/","title":{"rendered":"Vorlesen im Podcast"},"content":{"rendered":"

Ich habe bald Besuch in meinem #Podcast. Mich beehrt @Toby Baier und wir plaudern, \u00fcber den FC St. Pauli nat\u00fcrlich und das Podcasten.<\/p>\n

Immerhin ist er eine Art Ber\u00fchmtheit, ein Urgestein der #Podcaster Szene. Toby liest vor und erz\u00e4hlt. Das so erfolgreich, dass ihm seine H\u00f6rer_innen regelm\u00e4\u00dfig Dinge basteln. Toby hat mich best\u00e4rkt, das mit dem Solopodcasten weiter zu machen.<\/p>\n

Und weil er immer was vorliest, habe ich mir gedacht, mache ich das auch. Zum Einschlafen, wenn ihr wollt \u2014 oder zum Z\u00e4hneputzen, Geschirr ausr\u00e4umen, zum kochen oder auf dem Weg ins Stadion.. oder, oder.<\/p>\n

Der Text, den ich lese in meinem n\u00e4 Podcast, ist von Hans Fallada und im Gutenbergprojekt abrufbar.<\/p>\n

##Einbrecher tr\u00e4umt von der Zelle<\/p>\n

„Er hat zwei Jahre Hamburger Gef\u00e4ngnisse hinter sich und f\u00fcnf Jahre preu\u00dfische, seitdem ist er auf die Preu\u00dfen nicht gut zu sprechen. Ihr Strafvollzug taugt nichts, ein aufrechter Mann kommt in ihren Kittchen nicht mal zum Fu\u00dfballspielen, man mu\u00df kriechen dort, um solche Verg\u00fcnstigungen zu bekommen. Nun hat er, wenn er auf die Arbeit geht, stets einen Stadtplan bei sich, um nicht versehentlich statt in Hamburg auf Altonaer Gebiet einzubrechen. Und nie unterl\u00e4\u00dft er es, sobald er beim Reeperbahnbummel ans Nobistor, an die Grenze zwischen Hamburg und Altona, kommt, zu erkl\u00e4ren: \u00bbMachste ’nen Mord, hier: f\u00fcnfzehn Jahre; einen Schritt weiter: weg mit der R\u00fcbe!\u00ab<\/p>\n

Wenn Sie ihn sehen, macht er sicher keinen schlechten Eindruck auf Sie. Er ist gewandt und h\u00f6flich, denn er hat sich in seinem Leben mit zuviel schwierigen Lagen abfinden m\u00fcssen. Er ist gut gekleidet, denn er darf nie durch sein Aussehen Verdacht erregen. Er hat auffallend gewandte H\u00e4nde, rasche H\u00e4nde, kluge H\u00e4nde, die verlangt sein Beruf. Er ist geistesgegenw\u00e4rtig, wie w\u00e4re er sonst drei\u00dfig Jahre alt geworden in dem Beruf mit nur sieben Jahren Knast. Er ist, verlangt es die Stunde, brutal bis zum Exze\u00df, mit Vorsicht und R\u00fccksicht knackt man keine Schr\u00e4nke.<\/p>\n

Er hat nur zwei Leidenschaften. Darin liegt seine St\u00e4rke, denn wenige Menschen haben ihrer nur zwei. Die eine ist das Brechen, die wurde ihm in die Wiege gelegt. Er denkt heute noch mit Entz\u00fccken an die Schauer, die \u00fcber seinen Leib liefen, als er, ein Dreizehnj\u00e4hriger, eine Scheibe mit dem Diamanten ausschnitt, einstieg und in der Schlafstube des Onkels stand, den Atem der Schlafenden h\u00f6rte, nach der Kommode tastete und die Brieftasche nahm. Es war ein feines St\u00fcck von Nervenfestigkeit f\u00fcr einen Dreizehnj\u00e4hrigen. Wohl brachte es ihm die F\u00fcrsorgeerziehung ein, aber die war so \u00fcbel nicht, man lernt da noch was f\u00fcr seinen Beruf.<\/p>\n

Heute verachtet er solche Gelegenheitseinbr\u00fcche, er kann ein halbes Jahr warten, baldowern, bis ein Ding steigt. Am liebsten arbeitet er allein, mu\u00df man Kippe machen, ist man immer der Dumme. Bei seinen Hehlern ist er gerne gesehen, sie geben ihm Vorzugspreise, bis zu zwanzig Prozent des wirklichen Wertes: Er hat noch nie einen Schw\u00e4rzer in die Pfanne gehauen.<\/p>\n

Seine zweite Leidenschaft sind die Frauen: Er hat allerdings diese Vorliebe mit fast allen seinen Geschlechtsgenossen gemein. Nur, da\u00df er sich nicht auf eine festlegt. Die M\u00e4dchen auf der Reeperbahn, im G\u00e4ngeviertel kennen ihn alle. Nie hat er andere M\u00e4dchen gekannt, auch nie gesucht: Es macht soviel Umst\u00e4nde … . Er braucht Frauen, aber sie sind alle gleich f\u00fcr ihn, er kann sie nicht unterscheiden.<\/p>\n

Ha\u00df gilt der Schmiere, aber nicht so sehr wie Verr\u00e4tern aus den eigenen Reihen. Trifft er so einen, wird die ganze Welt rot, auf offener Stra\u00dfe wirft er ihn nieder, bei\u00dft, schl\u00e4gt, rei\u00dft ihm ein Ohr ab, zerschl\u00e4gt eine Nase, bis auf irgendeiner Wache in der Tobzelle die Besinnung, nicht die Reue kommt. Er h\u00e4lt streng auf Berufsehre: Keine doofen Dinger drehen, saubere Arbeit leisten, Schw\u00e4rzer auf jeden Fall decken, nichts und niemanden verraten. Er ist ein zuverl\u00e4ssiger Kumpel, bis es an die Teilung der Sore geht, wo es hei\u00dft, den gr\u00f6\u00dften Anteil erk\u00e4mpfen. Hinterher ist alles wieder gut. Aber vor allem ist er der Feind aller, die keine Ganoven sind.<\/p>\n

So geht er durch das Leben, zwischen dem Geschiebe der Menschen, fast still, ohne viel Gemeinsamkeit mit ihren N\u00f6ten und Freuden. Aber manchmal, in seinen tr\u00fcben Stunden, wenn die Polente hinter ihm her ist, wenn er keine ruhige Stunde hat tags wie nachts oder wenn er auch nur einfach traurig ist, f\u00e4hrt er nach Ohlsdorf hinaus und geht um die Fuhlsb\u00fctteler Anstalten. Er sieht zu den vergitterten Fenstern empor, er tr\u00e4umt sich wieder drinnen. Dort ist die Ruhe, dort der Schlaf ohne \u00c4ngste, das regelm\u00e4\u00dfige Essen, die gleichen Br\u00fcder. Hinter jenen hellen Fenstern hat er in der Tischlerwerkstatt gestanden und Rolljalousieschr\u00e4nke gebaut, eine feine Arbeit, nicht ohne Witz.<\/p>\n

Schlie\u00dflich geht er heim, in die gro\u00dfe Stadt, die ohne Heim f\u00fcr ihn ist. Feind aller, sein eigener Feind, mit dem Traum im Herzen von einer kargen Zelle. …“<\/p>\n

„Lies den Original-Post und die Kommentare auf StPauli.Social“.<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Ich habe bald Besuch in meinem #Podcast. Mich beehrt @Toby Baier und wir plaudern, \u00fcber den FC St. Pauli nat\u00fcrlich und das Podcasten. Immerhin ist er eine Art Ber\u00fchmtheit, ein Urgestein der #Podcaster Szene. Toby liest vor und erz\u00e4hlt. Das so erfolgreich, dass ihm seine H\u00f6rer_innen regelm\u00e4\u00dfig Dinge basteln. Toby hat mich best\u00e4rkt, das mit […]<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1,8],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/21366"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=21366"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/21366\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":22089,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/21366\/revisions\/22089"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=21366"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=21366"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=21366"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}