{"id":6979,"date":"2014-10-27T13:13:30","date_gmt":"2014-10-27T12:13:30","guid":{"rendered":"http:\/\/www.stpaulinu.de\/?p=6979"},"modified":"2023-10-16T07:21:20","modified_gmt":"2023-10-16T06:21:20","slug":"friede-den-kutten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.stpaulinu.de\/friede-den-kutten\/","title":{"rendered":"Friede den Kutten"},"content":{"rendered":"

Der Sonnabend des letzten Bundesliga-Heimspiels der alten Nordtrib\u00fcne war gef\u00fchlt gerade angebrochen, als ich mich um kurz nach 9:00 Uhr gen Millerntor aufmachte. Der erste herbstliche Spr\u00fchregen nieselte mir ins Gesicht, als ich im Fanladen auf eine Abordnung der \u201aHamburger Originale\u2018 traf: zur Aussprache \u00fcber die homophoben und sexistischen Sticker und meinen Blogbeitrag dazu<\/a>.
\nEs wurde eine intensive Aussprache; vorweg will ich die sehr befriedigende Erkenntnis teilen, dass wir mit dem Fanladen und dem Fanclubsprecherrat (FCSR) tolle Institutionen haben, die einen gesch\u00fctzten Raum bieten, solche Konflikte zu l\u00f6sen.
\n
\nVor einigen Tagen habe ich mit befreundeten St. Paulianerinnen noch einmal die Tage der Sozialromantik-Proteste Revue passieren lassen. Wir schwelgten zusammen ein wenig in Erinnerungen, immer noch beeindruckt davon, dass sich die Protestform, im Internet angeheizt, schlussendlich in diesem roten Fahnenmeer im realen Millerntor manifestierte – das erste Mal, dass eine Bewegung aus dem digitalen Raum so wuchtig in unser Stadion schwappte.
\nDa konnte ich noch nicht ahnen, dass das auch f\u00fcr andere Protestwellen gilt und dass die Sticker-Protestwelle, wegen der wir nun im Fanarchiv zusammen sa\u00dfen, offenkundig eine schlimme Eigendynamik angenommen hatte: die Emp\u00f6rung \u00fcber die Sticker auf G.\u2019s Kutte schwappte r\u00fcber aus den sozialen Medien und wuchs zu einer realen \u201eJagd auf Kutten\u201c rund ums Stadion.
\n\u201eLasst die Kutten in Ruhe\u201c<\/strong>
\nSchnell war klar, wir reden hier \u00fcber zwei Ph\u00e4nomene mit den beiden Vertreterinnen des Fanladen, Tilman vom FCSR und G. und zwei weiteren \u201eHamburger Originalen\u201c: Die Sticker selbst und den Prozess, wie die Emp\u00f6rung dar\u00fcber sich verselbstst\u00e4ndigt hatte.
\nSticker auf Kutten, das lernte ich bei dieser Gelegenheit auch, sind so etwas, wie das pers\u00f6nliche Museum des Tr\u00e4gers. Sticker wandern bei Ausw\u00e4rtsniederlagen, erinnerungsw\u00fcrdigen Gelagen oder wichtigen Siegen auf die Kutte und manifestieren einen Moment; der homophobe Sticker gegen den BVB bspw. hatte vor mehr als zehn Jahren den Weg \u00fcber einen Schalker auf G.\u2019s Kutte gefunden. L\u00e4ngst hatte er aufgeh\u00f6rt \u00fcber jeden einzelnen nachzudenken.
\nBis letzte Woche sich das Bild von seiner Kutte \u00fcber die Fanseite des \u201eAktionsb\u00fcndnisses gegen Homophobie und Sexismus\u201c bei Facebook durch die sozialen Medien in meinen Blog und weiter in die Fanschaft verbreitete und letztlich zu dieser intensiv streitenden Runde f\u00fchrte.
\nG. hat seine Kutte von den beanstandeten Stickern befreit und wir vereinbarten, dass wir in Zukunft direkt oder \u00fcber den Fanladen solche Themen zwischen St. Paulianern besprechen.
\nKutten und Originale will ich mir von den H\u00fcgeln des Millerntors nicht wegw\u00fcnschen, es ging und geht mir allein um die Sticker und das, was sie ausl\u00f6sen bei von Diskriminierung Betroffenen.
\nIch habe in dem Gespr\u00e4ch noch einmal deutlich gemacht, dass Homophobie und Sexismus keine exklusiven Probleme der Kuttentr\u00e4ger_innen sind, keine der Nordkurve, sondern welche, bei denen wir uns alle vor dem eigenen Wellenbrecher \u201agrade\u2018 machen m\u00fcssen – im \u00fcbertragenen und friedlichen Sinn, wie an diesem klammen Sonnabend am Millerntor.
\nAls wir uns die Hand gaben \u00fcberreichte mir G. einen der beanstandeten Sticker – und ich weiss, was das f\u00fcr eine wichtige Geste unter Kuttentr\u00e4gern ist.
\nVielleicht macht es Sinn, diese Episode im 1910 e.V., dem Museum f\u00fcr den FC St. Pauli, zu bewahren – als einen der kleinen Schritte, die zusammen irgendwann das ganze Millerntor zu einem \u201aSafe Place\u2018 f\u00fcr alle St. Paulianer_innen und ihre G\u00e4ste macht.<\/p>\n

\"Sticker<\/a>
\nTitelfoto: Symbolbild Kutten am Millerntor<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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