Der Jolly Rouge bleibt!

Der Jolly Rouge ist ein Protestsymbol, seiner Zeit entworfen in einer Forumsdiskussion als Banner unter dem sich die Kritiker:innen am seinerzeit amtierenden Präsidium des FC St. Pauli sammeln wollte. Aber schon nach seinem eindrucksvollen und massenhaften Erscheinen am Millerntor im Frühjahr 2010 war er mehr: Der Jolly Rouge war auch zu einem Symbol der Verständigung geworden zwischen den Kurven, Gegengeraden, Nordkurve und Süd; zwischen den Generationen von St. Paulianer_innen, Ultras, Gegengeraden-Gerds und Nordstehern, ja, und um das Rund vollzumachen, der Haupttribüne.

Es wurde schnell klar, dass sich die Kritik an der Politik unserer Funktionäre nicht auf einen Zeitraum beschränken ließ. LED-Banden, Business-Seats und Susis Showbar waren nur Symptome einer Einstellung, hinter der nicht wenige über die Zeit eine Strategie entdecken konnten, nämlich nicht nur das Angesicht des Millerntor zu verändern, sondern seinen Charakter gleich mit. Deswegen schrieb ich im Januar 2011 in meinem Artikel „Warum der Jolly Rouge bleiben soll“:

Motten wir, motte ich meinen Jolly Rouge wieder ein?
Nein, und das hat einen guten Grund: der Jolly Rouge ist ein Symbol für die wehrhafte Fanschaft geworden, wie es der Jolly Roger einmal war. Mit dem konnte man auch nicht “formal” konferieren. Außerdem kann man den nicht an französische Konzerne verkaufen. Der bleibt!

… und fühle mich durch das Handeln und Nicht-kommunizieren unseres Präsidiums um Stefan Orth, Gernot Stenger und Bernd Spies bestätigt.

„Das sind die neuen Farben von St. Pauli“

Im Heimspiel gegen Schalke 04 schwenkte ich meinen Jolly Rouge im Ballsaal auf der Süd und traf eine Menge alter und gesetzter Anhänger unseres magischen FC – und ich war überrascht von der Zustimmung zum Jolly Rouge und dem, was hinter der sozialromantischen Idee steckt.

Ein älterer Herr fragte mich dann, wo er den Schal mit dem „neuen Symbol St. Paulis“ denn kaufen könne. Und da wurde mir klar, dass sich strukturell etwas verändert hatte. Die alten Konfliktlinien zwischen Vereins-Establishment und Fanschaft waren wieder aufgebrochen … und Orth und Co. vertiefen sie mit ihrer Unverbindlichkeit täglich.

Die Aussagen von USP zum Jolly Rouge haben mich heute morgen in meinen Gedanken bestärkt – und ich frage mich, ob einer der Präsidentendarsteller in der Geschäftsstelle ahnt, was er da angerichtet hat:

Selten gab es ein Präsidium und eine Geschäftsführung, die so vehement die kritischen Stimmen der Mitglieder ignoriert hat, und einen Schlangenlinienkurs zwischen Faninteressen und DFB-Wahnsinn fährt und damit nicht nur für völlige Konfusion sorgt, sondern es unmöglich macht eine Ebene des Vertrauens aufzubauen.
Der Jolly Rouge ist zurück und diesmal wird er sich nicht von vagen Versprechungen und Ankündigungen von regelmäßigen Treffen zwischen den Vereinsebenen blenden lassen. Diesmal bleibt er, bis der Jolly Rouge und bis wir unser Ziel erreicht haben und das Herz von Sankt Pauli als hinreichend wertgeschätzt ansehen!

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