Ein Punkt für Ewald Lienen

Nach solchen Spielen, wie am vergangenen Freitag neige ich ja zu leichter euphorischer Übertreibung, aber auch nach einem Wochenende, an dem die anderen Mitbewerber um den Abstieg in die Dritte Liga sogar siegen konnten, überwiegt das gute Gefühl: diese Boys in Brown hatten sich den Sieg verdient und der zweiten Liga ein Signal gesendet, „wir wollen doch noch mitspielen, lieber Zug zum Klassenerhalt, bitte noch nicht abfahren“.
Ich stelle mir vor, dass wir am Ende der Spielzeit – dann ist Hochfrühling, die Sonne lacht bei Blende acht – auf diese Saison zurückblicken und uns immer noch ein wenig verwundert die Augen reiben. Wenn wir dann vor der Gegengerade stehen und einen kühlen Riesling auf den Klassenerhalt trinken, dann werden wir den Moment als Wendepunkt bezeichnen, an dem der Movember-bärtige Philipp Heerwagen den verletzten Robin Himmelmann ersetzen musste und knochenkalt sich einer Ex-Raute entgegenstellen musste – bei einem Elfmeter gegen uns (den die meisten auf der Gegengerade als Fehlpfiff bezeichnen würden). Als Stieber den Ball rechts neben unser Tor platziert, Philipp unten in der gefährdeten Ecke taucht, wird mir klar, hier brennt hinten nix mehr an.

Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: nach oben 😉

Dass es vorne nur zu einem Abseitstor (Bouhaddouz) und zwei Alutreffern reicht, ist wohl dem immensen Pech geschuldet, das an uns klebt wie gebrauchtes Kaugummi (oder von Chemtrails des DFB verursacht wird – genau weiss das keiner ;).
Optimistisch stimmt, dass der FC St. Pauli 15 mal auf das Tor der Lauterer schoß, das ist gefühlter Rekord in dieser Saison. Nach dem Spiel ruft mich W. auf dem Handy an und fragt, ob Ewald Lienen unseren Telefonaten lauschen würde, und in der Tat spielen die Jungs vom Kiez genauso, wie ich das mit W. am Tag zuvor besprochen hatte:

„Die sind so verunsichert, da kommen nur noch eine oder maximal zwei Botschaften an. Würde mich also nicht wundern, wenn Ewald für dieses Spiel die Analyse im Koffer lässt und einfach sagt: Zwei Regeln – erstens immer auf die Socken der Lauterer – immer und überall und zweitens schießt ihr aufs Tor, wenn ihr 20 Meter an die gegnerische Grundlinie rankommt.“

Gut, Gonther hat das „auf die Socken“ in den eigenen Strafraum verlegt – doof, aber für solche Feinheiten war eben kein Platz. Wie Choi dann in der 80ten sich eine taktische gelbe Karte abholt mit einer schönen Respektgrätsche an der rechten Außenbahn, das hat mir wiederum sehr gefallen.

Die Boys in Brown spielten gegen den Abstieg und für Ewald Lienen

Nach dem Spiel betrat Sportchef Rettig demonstrativ den Team-Kreis auf dem Rasen – starkes Signal – und tatsächlich gab es wenig Anlass, die Demission von Lienen weiter voran zu treiben.

„Stani, nach diesem Spiel weniger via Mopo intrigieren und wieder mehr Gemüse sortieren.“

Wenn das kein Strohfeuer war, dann bleibt er erst einmal – immerhin habe ich das ja im nächsten Mai schon gesehen, wie sich das anfühlt.
Nach dem aufmunternden „You’ll Never Walk Alone“ zum Schluss kann Chewald seinen Jungs ja gegen Fürth eine weitere Botschaft mitgeben – welche das sein könnte? Ich ruf gleich mal W. an, um das zu klären 🙂

Ab jetzt gewinnen immer wir!

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