Derby doesn’t matter tonight

… it sure did matter yesterday.

Prince Roger Nelson, Millerntor-Besucher.

Müde sanken sie zu Boden auf dem Rasen im Volkspark, und die anderen waren mal wieder dran, jubelnd um unsere Boys herum zu tanzen.

Mir war nach Schimpfen zu Mute, nach der Frage, was denn seit Weihnachten in dem Team nicht stimmen mag?, M. meint ja seit Aue, die ehemaligen Säulen des Erfolges orientieren sich schon anderswo hin. Im Effenbergschen Sinne verwirrt durch ihre geldgeilen Berater. Eine Emotion, in die man sich nach so einer klaren Niederlage gegen den HSV einfach fallen lassen kann.

Derby-Zwischenruf als Podcast anhören:

Und dann fliesst bei Twitter einer meiner Tweets vom Dienstag Abend vorbei; einer in dem ich siegestrunken meine Liebe diesen Boys wieder einmal versprach. Und da mochte ich nicht mehr schimpfen; nur noch leise traurig sein, darüber, dass die Kraft nicht reicht für den Dino und Dortmund zugleich. Darüber, dass wir – nach Schulles offenkundiger Ansicht – keine Ersatzspieler haben, die man für die müden Läufer und Fighter aufstellen kann.

Kann man überhaupt frisch sein nach so einer Woche? Und hat sich Schulle vercoacht, als er Buchtmann zuhause und Benatelli auf der Bank gelassen hat? „Die passen nicht mehr in Schulles Konzept“, sagt M. – und bei Buchtmann ist das ja schon seit mehreren Jahren klar.

Ich muss zugeben, ich habe mich dennoch gewundert, dass Eric Smith auflief, dass Makienok nicht in der Startelf war – und Buchtmann nicht einmal im Kader. Und später, dass Becker und Smith nicht viel früher ausgewechselt wurden. Welche Strategie verfolgten die Boys in Brown nach dem schmeichelhaften Führungstreffer von Guido Burgstaller? Einfach mal weiter so?

Einwechseln nur ab der 70. Minute – eine echte Unart diese Mode

Ha, stimmt, über eine Sache kann ich mich doch aufregen: dass Schulle einer komischen Mode folgend immer erst so spät wechselt. Wie sollen die Auswechseljungs denn da in das verfahrene Spiel finden? Das ist regelmäßig bei unseren Gelb-rot-gefährdeten so – und bei denen, die an diesem Tag eben nicht zu ihrer Leistung und Lust finden.

„Der HSV war mal wieder dran, und besser war er auch“

War das überhaupt ein richtiges Derby? Wenn ich mir die Traurigkeit ansehe, die mich befiel nach Abpfiff, ja schon – und dennoch: Corona macht den Fussball zu einer Karikatur. Wie die da in leeren oder beinahe leeren Stadien ihre taktischen Bahnen ziehen, das hat mit dem Spiel, das ich liebe, nicht viel zu tun.

Als ich ins O-Feuer fahre, wo Willi uns einen Tisch reserviert hatte, spricht mich im 115er ein strahlender junger Mann an. Alles strahlte an ihm, große Pupillen und leicht gerötete Augen blinzelten aus einem freundlichen Gesicht, als er mich fragte: „Derbysieg oder Pokalfinale?“. Ich stieg aus, lächelte aber antwortete erst verzögert – und nur noch mir selbst: „Pokalsieg“.

Mehr Disco, mehr Ausnahme, mehr Pokalsiege

„Nur noch drei Mal siegen“, denke ich an einem hellen Sonntag, als ich Willis neuen Mix und das Album „Diamond and Pearls“ von Prince durchhöre, „und St. Pauli fährt nach Europa“. Mit ein wenig Glück räumen wir den HSV nebenbei- so enpassant- in einer Pokalderby-Revanche noch aus dem Weg nach Berlin. „Auf drei Spiele können sich die Jungs gerade noch konzentrieren“, frotzelt W. am Telefon, als wir unsere Wunden lecken.

Also, abgemacht, nieseln wir ruhig in der Liga dem Mittelmaß entgegen, was wir sportlich ja auch sind derzeit – und holen uns die Magie über die Ausnahme, die durchgetanzte Disconacht des Fußballs: den Pokal.

Wer schlägt ein?