Heute Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht und brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass das Bild, das ich vor Augen stehen hatte, keine Erinnerung, sondern ein Traumbild war: Ich sah Jan Delay auf einem Kran stehend, der vor der provisorischen Tribüne der Nordkurve „Auf St. Pauli brennt noch Licht“ singt. Neben ihm steht Thees Uhlmann mit seiner Gitarre und grinst mit Weihnachtsmütze im Gesicht doof in die Gegend.
Jan Delay.
Fast wäre ich zu Boden gefallen vor Lachen, habe mir aber dann beim aufrappeln gedacht, dass wir uns diesen Traum auch irgendwie verdient haben, dass nu ausgerechnet Jan Delay als Barde unseren sportlichen Untergang begleitet. Abgerutscht in den Mainstream (oder aufgestiegen, je nachdem, wie man es sehen möchte), steht Jan Delay exemplarisch für den Zustand unserer Boys in Brown und auch von uns – den Supportern.
Am Sonntag rief mich Willi nach dem Spiel an und beschwerte sich über das Banner auf der Süd, auf dem die Südkurve unsere Boys fragte, ob das ihr Ernst sei, was sie als Ergebnisse abgeliefert hatten in letzter Zeit. „Was sollen die denn antworten?, JA etwa?“, schloss er sein Schimpfen, nicht ohne zu erwähnen, dass er ja genauso fühle, die zweite Halbzeit ihn aber mehr als versöhnt hatte. Mir ging das ebenso. Selten in den letzten Jahren, hatte ich dieses Gefühl, das diesem tragischen Wollen entspringt, das Spiel noch zu drehen. Es gibt wohl wenig, was stpaulianischer sich anfühlt, als in einen lethalen Konter zu stürmen.
Als akute Albtraum-Therapie schaue ich mir jetzt das offizielle Video von „Auf Sankt Pauli brennt noch Licht“ an – euch zur Abschreckung; schlaft trotzdem gut 😉