Boys in Brown, lasst euch von der Lust leiten! #fcsp

Zweimal 0:4 – das ist bitter und tut in der Fanseele mächtig weh. Schnell sind da Zeigefinger in Richtung Spieler ausgestreckt, Trainer infrage gestellt oder mangelnde Einstellung diagnostiziert.

Podcast Bonus: Ich versuche es mal wieder mit Liebe und Empathie

„Wir müssen im Kopf arbeiten und wir müssen auf dem Platz arbeiten, in allen Bereichen.“ – Sportchef Uwe Stöver  ggü der Mopo

Und ich möchte ergänzen: Im Herzen auch. Die Lust am Spiel wiederfinden ist die Aufgabe der Stunde, den verloren Eros am eigenen Spiel, auch die Lust am Verlieren wieder erlernen. Eine Kunst, die auf St. Pauli einst zuhause war.

Ich erwarte keine Pflichterfüllung von euch, liebe Boys in Brown.

Ich gehe ans Millerntor, weil es mir Spaß macht. Ich handele da ganz nach dem Lustprinzip und ja, wenn ich ehrlich bin, ist manchmal auch eine Portion Masochismus dabei, euch und euren Vorgängern zuzusehen – aber geschieht alles freiwillig 😉

Wiederentdeckung des Eros im Fußball

Was ich mir von euch wünsche, ist ein Auflaufen ohne Gepäck, nur mit der Lust am Spiel aufgeladen und der Vorfreude, unseren Support zu feiern – meinetwegen mit sauber herausgespielten Kontern und fulminanten Abschlüssen. Lasst euch in unseren Klangteppich fallen und schaltet das schlechte Gewissen aus, die Sachzwänge des Profitums sollen sich auflösen in einem herzhaften Lachen, wenn euch mal wieder ein Maulwurf das Tor vermasselt. Eure Lust zu spüren, mit den Kerlen aus Braunschweig zu spielen, gäbe mir viel mehr, als jedes gepresste Bekenntnis, dass ihr uns verpflichtet seid.

Voran Sankt Pauli – auf die Lust! 😉

„Das Verlieren ist beim FC St. Pauli einmal eine große Kunst gewesen“

Transskript

Der Ausschnitt ist Teil der Episode 19 des MOPO Podcast „Hamburger 2erkette“
Erik: [00:00:18] Natürlich auch ganz gut zupass. Ich werde meine Wunden verarzten die mir die acht Gegentore zugefügt haben und ich werde versuchen meine Einstellung gegenüber jedem einzelnen Spieler nochmal wieder auf Null zu setzen und mal ein bisschen Empathie reinzubringen und den einfach mental und esoterisches ein bisschen mehr zuzutrauen als sie sich selber zutrauen. Vielleicht hilft das ja schon.
Sievi: [00:00:49] Wer weiß. Na du hast doch eigentlich einen ganz guten Draht dahin mit deinem Sankt Pauli Blog.
Sievi: [00:00:55] Na ja ich kann mir gut vorstellen dass der eine oder andere Spieler da was liest und du bist ja nun auch rede- und wortgewandt.
Erik: [00:01:05] Dann kann ich Ihnen nochmal sagen Ich kann nicht nur über Leistung sprechen ich möchte auch nicht darüber sprechen was jetzt irgendjemand von den Spielern erwartet.
Ich würde mich am allermeisten freuen wenn die die Lust am Fußballspielen wiedergewinnen. Dass sie einfach nach dem Lustprinzip agieren und nicht nach dem Leistungsprinzip das ist ja auch eines der Probleme die ich mit dem modernen Profitum und der Trainerausbildung in diesem Profifußball habe. Das ist mir alles viel zu sehr leistungsbezogen und Druck bezogen und viel zu wenig Lust orientiert.
Und ich bin fest davon überzeugt dass in dem Moment wo ich Lust habe daran etwas zu tun wo ich wie mein  Freund Christian meinte den Eros am Fußballspielen. Das lebensbejahende am Fußballspiel, das uns ja alle dahin trägt jedes Wochenende wieder finde; wenn ich das verliere dann habe ich mehr verloren als mir ein Mentalitätscoach wieder zurückgeben kann.
Und das kann eben nur aus den Jungs selber kommen. Vielleicht hast du recht, und es hilft, wenn sie von mir so eine Art Carte blanche erhalten und ich sage: meinetwegen dürften sie auch verlieren.
Also ich habe gar kein Problem damit auch die Lust am Verlieren wieder zu entdecken weil das ist ja beim FC Sankt Pauli mal eine große Kunst gewesen. Ich kann da nur an Liedzeilen von Thees Uhlmann erinnern, die fantastisch sind, wo es heißt „Meine Schulter ist nass von des Nebenmannes Tränen“.
Das sind einfach wundervolle Textzeilen, die natürlich aus dem Leid geboren sind und auch aus der Lust am Leiden. Und das ist sehr stpaulianisch und diese Einstellung die dürfen aus meiner Sicht auch Profi-Fußballer haben. Weil aus dieser Lust entsteht nämlich dann irgendwann auch das, was die Magie am Millerntor ausgemacht hat und dann werden sie auch wieder anfangen zu gewinnen. Da bin ich mir ganz sicher.