Es war schon etwas herbstlich, als sich die Sonne hinter Karlsruhe zu Bett begab. Die Luft wurde schnell feucht und der Atem war beim Singen stellenweise auch zu sehen.
Kurzzeitig fühlte ich mich in eine ferne, anders dustere Vergangenheit zurückversetzt, als ich die Steintreppen eines begrünten Erdwalls hinaufstieg und oben das quadratische, blaue Schild eines Block E erblickte. Und eine Tartanbahn hat der Wildpark auch.
Eigentlich ganz schön, so ein Museumsbesuch, schnell weiss man aber reine Fußballstadien zu schätzen. Die Patina an diesem Ort im Badener Wald hat mir trotzdem gut gefallen.
Entspannte Ordner und Polizisten. Erstere konnten sich vor Grinsen kaum gerade halten, als sie da im Gänsemarsch unter unserem rhythmischen Klatschen vor unsere Kurve zogen.
Unter einem fröhlichen blau-weissen „Scheiss St. Pauli“ ging es los in die erste Halbzeit. Zum Spiel nur soviel, dass es ein merkwürdiges Miterleben war, die Boys in Brown doch souverän und überlegen gewinnen zu sehen. Kann auch der merkwürdig distanzierten Position zuzuschreiben sein, die eher an die Karl May Festspiele, als an ein Zweitligaspiel erinnerte. Nachher mussten wir uns ein wenig schämen, wenn wir Mittrinkern in der Bar des Schloss-Hotels erklärten, das sei ein souveräner und verdienter Auswärtssieg gewesen.
Diese Karlsruher Mannschaft, und das lag natürlich stark an Lelles gutem Auftritt, erinnert mich eben stark an das abgerockte St. Pauli von vor drei Jahren, wie überhaupt die ganze Stadt sympathisch abgerockt ist. Im Schlosshotel hängen stolz und ein wenig vergilbt die Fotos von Rock Hudson mit Hoteldirektor zum Bambi 1962 und vorne fährt die alte Berliner Strassenbahn vorbei. Abgelegt und zurückgereicht nach Karlsruhe. Das, so erfuhren wir, wäre im Fußball auch so. Der KSC verlöre die dollsten Talente an die Plastiktruppe in Hoffenheim, und bekäme die Gescheiterten zurück. Geradezu sozialromantisch.
Der Abend wurde dann mit den Jungs vom AFM-Radio und der Weinbar-Tours-Truppe beschlossen. Feiner Auswärtssieg.
Braun-weisse Wildparkfestspiele
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