Ein Jahr Ewald Lienen – eine Bilanz

Heute vor einem Jahr führte das neu gewählte Präsidium eine Personalrochade aus, die die meisten Beobachter überraschte: Trainer Meggle wurde statt Azzouzi Sportchef und Ewald Lienen Cheftrainer. St. Pauli mauserte sich binnen Jahresfrist vom Abstiegskandidaten zum – auch wenn ich das nicht gerne höre – Aufstiegsaspiranten.
Die Kollegen vom Zeit Online Newsletter „Elbvertiefung“ haben mir zu diesem Anlass drei Fragen gestellt:
Zettel? Ein Traum! Drei Fragen zum FC St. Pauli
Heute ist Ewald Lienen seit genau einem Jahr Trainer beim FC St. Pauli. Zeit, unseren FC-St.-Pauli-Experten Erik Hauth zu fragen, wie sich „Zettel“-Ewald (der während des Spiels immer auf seinem Notizblock herumkritzelt) so gemacht hat.
Erik, ein Jahr Ewald Lienen: Wie fällt die Bilanz aus?
Prächtig. Wahrscheinlich haben sich viele gedacht, dass Ewald Lienen wegen seiner Ansichten und Haltungen gut zu St. Pauli passt. Wenige haben aber damit gerechnet, dass es ihm so schnell gelingen würde, eine stabile Abwehr zu formen und aus den verunsicherten Boys in Brown eine spielstarke Mannschaft zu formen. Die Geschwindigkeit, mit der ihm das gelang (im gesamten Jahr 2015 war nur RB Leipzig spielstärker als St. Pauli), fasziniert mich.

Was macht den Trainer Lienen aus?

Er hat zwei Eigenschaften, die ein erfolgreicher Trainer braucht: präzises und aktuelles Know-how und ein Standing, das von jungen Fußballern nicht angezweifelt wird. Als Christopher Buchtmann sich im letzten Spätherbst den Fuß prellte und ein paar Spieltage ausfiel, habe ich mir vorgestellt, wie er dieses Wehwehchen nun Ewald Lienen erklärt. Der hätte zu seiner aktiven Zeit ja am liebsten noch mit aufgeschlitztem Oberschenkel weitergespielt. Außerdem ist Ewald Lienen der wohl bestinformierte Trainer, den wir je hatten. Jeden Gegner analysiert er ausführlich in Bezug auf die aktuellen Stärken und Schwächen des eigenen Teams. So ist St. Pauli jeden Spieltag perfekt eingestellt. Gerüchteweise führt das auch schon mal dazu, dass Lienen im Trainingszentrum übernachtet.
Berauschend war das 0:0 gegen Arminia Bielefeld am Montag aber trotzdem nicht …
… und schuld war der Rasen ;). Das ist ja ein Indiz für die neue Qualität des FC St. Pauli, dass er technisch so gereift ist, dass diese Mannschaft Rumpelfußball einfach nicht mehr kann. Das Spiel zu machen, gegen einen defensiv eingestellten Gegner, ist vermutlich das nächste Kapitel im Lehrplan des Ewald Lienen. Das kriegen die Spieler vielleicht als Zettelsammlung unter den Weihnachtsbaum gelegt.
Nachzulesen in der heutigen Ausgabe des Newsletters „Elbvertiefung“, den ich wirklich empfehlen kann!

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