Das Fabio-Morena-Dilemma

Es gibt Dinge, die macht man nicht, habe ich gestern geschrieben, und meinte Fabio Morena, Il Capitano, verwundbares Bollwerk unserer Abwehr, die es mit Magie und gelegentlichen Patzern von der Regionalliga in die erste Bundesliga schaffte. Mit Tränen verabschiedet und für immer braunweiss. Nunja, nicht ganz. Fabio Morena spielt ab nu für die kleinen Jungs, die U23 von der Müllverbrennungsanlage, so meldete das gestern das Hamburger Abendblatt (kein Link, LSR). Ein Schock, der fast sofortige Emotionen hervor ruft: Wie kann er nur?, dieser Verräter.
Und in der Tat fühle auch ich mich um die Trauer und gemeinsame Freude betrogen, und im Allgemeinen halte ich es für legitim, als St. Paulianer nur jemanden – zumal einen Profifussballer – in seinem Herzen zu akzeptieren, wenn er sich auch nach seiner Karriere bei uns in etwa wie einer verhält und nicht zum hsv wechselt. Ausnahmen sind da in letzter Zeit die Regel.
Und doch würde ich bei Fabio Morena einen Unterschied machen zu bspw. Lasse Sobiech, und lese erfreut, dass ihr, meine Leserinnen und Kommentaristas das ähnlich seht. Hat bei Fabio ein Diskurs stattgefunden?, der eben diese Frage abwägt, nämlich um diesen zugegeben losen Codex zu erfüllen, weiter in der Pampa Fussball zu spielen, oder den Tabubruch durchzustehen und dann bei seiner Familie zu sein? Ich stelle mit das so vor, und glaube jedem, der das näher dran bestätigen kann.
Ich kenne das Gefühl, weit weg von den kleinen Kindern und nutzlos in Hotelzimmern zu hocken. Deswegen verzeihe ich Fabio seine Entscheidung, nur nicht, dass er den hsv – auch in objektiver Verkennung der aktuellen Lage – einen großen Verein genannt hat, das nehme ich zum Anlass ihm in Zukunft mit eben der ironischen Verachtung zu begegnen, die einer enttäuschten, aber immer noch glimmenden Liebe folgt. Und verbleibe in der Hoffnung des Übersteigers, dass das eine von langer Hand geplante Kommandoaktion zum Abstieg der Stellinger darstellt. 😉

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