Der FC St. Pauli ist eine der starken Marken im deutschen Fußball. Schön und gut, das habe ich mir ja schon angewöhnt, mich dagegen nicht mehr zu wehren, denn zum einen stimmt das ja, und zum anderen sind „Marken“ ja per se nix schlechtes. Wenn mir aber bei Twitter echter Bullshit entgegen schlägt, wie derzeit unter dem Hashtag #DWSC16, dann schwillt mir die Halsader.
„Sympathische MarkenPERLE!“
https://mobile.twitter.com/BarbFFm/status/798481224629178368/photo/1
Perle?, euer Ernst? Was bist du denn für ein Vogel?, ist mein erster Gedanke, den hab ich im Verein noch nie gesehen – und so trägt man am Millerntor auch seinen Schal nicht mehr, seit Michael Meeske ;). Und dann scrolle ich weiter durch die Präsentation und finde noch mehr Neues: der FC St. Pauli sei ein „mittelständisches Veranstaltungsunternehmen“ postulieren die Bullshitbingospieler dort. Ich dachte, wir wären ein Verein!
https://mobile.twitter.com/stpauli/status/798530571588739072
Macht euch mal die Mühe und schaut euch das in Ruhe an – nicht zu fassen, was man da für neue Buzzwords lernt. Der FCSP befindet sich demnach mitten in der „Digitalen Transformation“ – mit einem „Budget like Start-up“ und einem „Digital Challenge Board“ – stelle mir gerade Sven Brux da vor – sorry, just kidding ;). Das schönste aber ist, dass diese sympathische PERLE!, von einer „Bottum-up Power“ angetrieben wird … und am Ende hat das ganze irgendwas mit „Cpt. Future“ zu tun.
http://pic.twitter.com/l6iPcSkTmj
BOAH. Da muss ich mich erstmal setzen und in Ruhe an meinem Mate-Tee ziehen. Starker Tobak.
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Sympathische Marke. Will ich das? Ist das am Ende gerade unser Problem?
Die Boys in Brown hab ich ja alle sehr lieb, aber das sind sie eben auch: sympathisch. Das Anecken, auch das dem DFB ggü wirkt irgendwie rituell. Sportlich knallen wir die Bälle in letzter Zeit eher ans eigene Schienbein. „Eine echte Perle“, würde ich denken wenn ich Würzburger wäre.
Da kann unser Präsidium ja gar nichts dafür, dass solche Heinis mit unserer „Marke“ da draußen herum laufen. Beinahe wünscht man sich Hansa Rostock zurück, und die Geborgenheit dieses hässlichen Konfliktes. Um gegen die zu bestehen, muss der Verein aber – auch in seiner Außenwahrnehmung – weniger sympathisch sein. Gerne empathisch, das immer. Aber auch widerborstiger der Vereinnahme gegenüber. Ich wünsche mir das ja so sehr, dass diese Reaktion auch von den Spielern kommt – nett war gestern. Lustvoll den Gegnern die Socken glühen zu lassen, das wäre schön.
Sorry für den Rant. Musste gerade mal sein.