Da kann man mal sehen, was so eine verstellte Stunde alles anrichten kann. Der gesamte Rhythmus kann da durcheinander kommen. Begonnen hat das schon mittags um 12, als ich mich zur Feldstraße aufmachen wollte, zuerst den einen Bus verpasste, dann den anderen. Ich hatte noch genügend Zeit, also lieh ich mir ein Stadtrad. Nun, wollte ich zumindest. Nach 10 Minuten Telefonat mit der Hotline und dem Eingeben von diversen Öffnungscodes beschloss ich, die Verabredung sausen zu lassen und schlenderte dann über die NGBS runter nach St. Pauli – mal wieder auf der Süd, da es für Mitglieder wie mich, ohne Dauerkarte, im Moment ja nur Restplätze am Rand der Südtribüne gibt.
Immerhin, es schien die Sonne, und ich hatte noch Gelegenheit, ein schnelles Bier am AFM-Container zu trinken und ein wenig in die Sonne zu blinzeln, bevor es auf meinen Schattenplatz ging.
Hells Bells mit Fassbrause – zu der neuen Perspektive gewöhnungsbedürftig. Fühlte sich alles so wenig nach Millerntor an zu Beginn. Ich bekam einfach keine Bindung zum Spiel da oben – und das schien sich irgendwie auf die Boys in Brown zu übertragen. Ausgerechnet Schnecke und Boller patzten in der ersten Halbzeit so doll, wie ich das eigentlich noch nie gesehen habe. Und ich ertappte mich dabei, dass ich abschweifte, den Blick über die Nordkurve ziehen ließ, wo ich eine Seifenblase entdeckte, die still in der Luft hing. Unbewegt, wie die meisten um mich herum.
Dann traf Fabian Boll zum Anschlußtreffer und das Sammeln seiner Mitspieler noch auf dem Rasen verstand ich als Aufforderung, „hilf uns, Millerntor, wir schaffen das sonst nicht“. Ich entschied, die zweite Halbzeit auf den Stehrängen zu verbringen, mittendrin und mitzuhelfen, die Magie von den Stehrängen auf den Rasen zu bringen. Und jaa, das war schön, der Roarr wogte durch das Millerntor – und man spürte, dass unsere jungen Neuzugänge das als Initiation begriffen, sie glaubten an das, was Fabian Boll ihnen versprochen hatte, gewannen Zweikämpfe und drehten das Spiel … und dann war die Herrlichkeit auch schon wieder vorbei. Komisch und eigenwillig war dieser Sonntag Nachmittag. So aus der Zeit gesprungen, wie ich das lange nicht mehr gespürt habe. Eine Saison in 90 Minuten.
… und am Ende wird manchmal alles gut …
FCSP – DD 3:2 – Und manchmal wird am Ende alles gut
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