Herrmann Schmidt: Der analoge Sankt Pauli Blogger

Herrmann Schmidt habe ich das erste Mal auf einer Lesung vor drei Jahren im eimsbüttlerischen Urknall kennengelernt. Seitdem bin ich Fan seiner Bücher über den FC St. Pauli. Bei Gesprächen kommen wir regelmäßig auf das Thema Bloggen und die Erkenntnis, dass seine persönliche Sicht auf die Ereignisse, das Konzentrieren auf Randphänomene aus Sicht des Auswärts fahrenden Fans eigentlich prototypische Merkmale des Bloggens sind. Nur eben auf Papier.

Herrmann Schmidt liest im Café Mathilde über den FC St. Pauli
Herrmann Schmidt liest im Café Mathilde über den FC St. Pauli

Gestern war nun eine Lesung angesetzt im Café Mathilde am Grindel, schon länger nicht mehr meine Gegend, weswegen ich mich pünktlich auf den Weg machte. Angekommen, betrat ich ein gemütliches Café, in dem offenkundig viel gelesen wird. Überall Bücher. Herrmann begrüßte mich, ich bestellte mir ein Bier und nahm neben einer Bücherkiste Platz. Neben Klassikern über chrirurgische Krankenpflege fand sich dort auch ein Taschenbuch vom großen bayrischen Satiriker Ludwig Thoma, den mir Herrmann Schmidt besonders ans Herz legte. Auch ein Vorfahre der Blogger dachte ich, ein satirischer Briefwexel, den man so heute auch verfassen könnte.
Herrmann Schmidt: "Wir kommen wieder!"
Herrmann Schmidt: "Wir kommen wieder!"

Herrmann Schmidt las Texte aus allen seinen FCSP-Büchern, vom ausgefallenen Derbysamt Überfall auf das Jolly Roger -, die Pokalfahrt nach Bremen und das erste Spiel der letzten Saison gegen Freiburg, das er rekonvaleszierend an der Ostsee hörte. Bei jeder dieser Geschichten mischten sich vor dem inneren Auge Bilder aus der Sportschau mit eigenen Erinnerungen, und das macht imho die Faszination dieser Bücher aus: das Wiedererleben dieser magischen, triumphalen oder traurigen Momente. Immer verwoben mit der persönlichen Sicht von Herrmann Schmidt und den Nachrichten des Spieltages.
Ich habe mit freundlicher Genehmigung vier Minuten der Lesung aufgezeichnet. Da merkt man schnell, dass es in seinen Geschichten nicht nur um Fußball geht … die 68er-Grunddiskurse fahren immer mit. Vor allem, wenn es nach Bremen geht 😉

Den Rest des Abends unterhielten wir und angeregt über die anstehende JHV, den Jolly Rouge und unsere Ultras. Gegen Mitternacht war ich dann zuhause. Auch die Tatsache, dass jemand meine neuen Bucherwerbungen samt FCSP-Schiebermütze eingesteckt hatte, vermochte meine Fröhlichkeit nicht trüben. Voran Sankt Pauli, voran Herrmann. YNWA.

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