Peace & Pop – Warum Popkultur, auch die aus St. Pauli, politisch wichtig ist …

Ich entstamme einer Generation, die glaubte, mit Musik und Konzerten die Welt zum Besseren verändern zu können. Bisher sind wir einigermaßen grandios gescheitert. Vielleicht sind deswegen so viele von uns in den Journalismus und zum Fernsehen gegangen, Hauptsache „irgendwas mit Medien“ – da wo man vermeintlich was bewegen kann. Nebenbei ist aber auch das entstanden, was wir heute unter ‚Sankt Pauli‘ kennen: Fußball, der seine Bedeutung abseits des Sports sucht. Der FC St. Pauli als politisches Happening – als kulturelle Entdeckung. Aber ist das schon das Ende der Fahnenstange? Ist Punk noch die Antwort? Oder ist das Millerntor dabei, sich als Rückzugsort, für Nostalgiker wie mich, zum Museum zu entwickeln?
Ich kann dem hundertsten ‚Deutschland muss sterben‘ nicht mehr viel abgewinnen, gerade weil es so aktuell ist.
Auf arte läuft am Sonntag eine Doku, die das alles berührt, und die ich euch als Programmtipp herzlich empfehlen möchte. Auch als Diskussionsangebot für das, was wir aus den vielen devianten Perspektiven für unseren FC St. Pauli lernen können. Den Slogan, mehr Soul, weniger Punk, habt ihr von mir ja schon öfter gehört. 😉

Auf ARTE:
• Peace’n’Pop (1): 1950 – 1979: Make Love not War!
Am 9. August 2015 um 22.00 Uhr
• Peace’n’Pop (2) 1979 – 2015: Frieden und Popkultur von den 80ern bis heute
Am 9. August 2015 um 22.55 Uhr

Das erste Konzert, an das ich mich bewusst erinnern kann, es allein besucht zu haben, war ein Friedenskonzert am Millerntor, Anfang der 80er Jahre. Jahre später erst habe ich wegen des Fußballs und der aufkommenden Selbstfindung St. Paulis wieder dorthin gefunden. Für mich hatte dieses Stadion, hatte dieser Stadtteil schon immer viel mit Musik zu tun. Lange vor der Gruppe Lampedusa, die uns alle im Stadtteil und darüber hinaus, bereicherten, pilgerten wir zu House-Music und dunkel-schwarzem Soul in den Bendula Club auf dem Spielbudenplatz.
„There is a connection between the experience of peace and all good music“,
Joshua Redman

Ich bin wirklich gespannt auf die Doku der St. Paulianischen Produktion „Signed Media“, deren Autor, Christian Bettges, als Initiator der tollen „Fußball & Liebe“-Festivals auch in unserem Verein seine Pop-Expertise hinterlassen hat.
Mit Jason Lee ist bspw. unser Trikot-Designer im Interview zu sehen. Der Sprecher der Lampedusa-Gruppe, kommt genauso zu Wort, auch als Musikexperte zu Fela Kuti, was wichtig ist. Dass also mal einem Refugee nicht nur Opferstatus, sondern Kompetenz zugesprochen wird, weist schon in eine Richtung, in die wir immer mehr agieren müssen. Außergewöhnlich schön anzusehen, wieviel POP-Appeal wir schon erzeugen können, rund um unseren Verein.

„… und jetzt haben wir den Kapitalismus, der sich als Monster outet“,
Clueso

Also: ansehen, inspirieren lassen … #fcsp

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