Peinliche Posse um den Behindertenbeauftragten Jörn Weidlich

Photo credit: Bruno Amaral™ on Visual Hunt / CC BY-NC-SA

Wenn der FC St. Pauli kommuniziert, wie eine Mischung aus dem Politbüro und RTL, dann stimmt da was nicht, denke ich, als ich die offizielle Mitteilung auf der FCSP.com Homepage lese.

Abschied von Jörn Weidlich als Behindertenfanbeauftragter„, liest man da; und es wäre eine normale Personalie, wenn nicht seit gestern rund um den Verein St. Paulianer_innen vehement gegen das Ende von Jörns Engagement aktivieren würden.

Und in der Tat liest es sich merkwürdig, was der FC St. Pauli da schreibt …

Unser langjähriger Behindertenfanbeauftragter Jörn Weidlich legt sein Amt auf eigenen Wunsch zum 30.9.2019 nieder.

FCSP.COM

… wenn jeder auf Facebook den Post von eben Jörn Weidlich lesen kann …

Ich möchte die Möglichkeit nutzen Euch kurz zu erklären, daß ich nicht wirklich freiwillig zurückgetreten bin.

Jörn Weidlich auf Facebook
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10220327889451126
Blogautor Pat auf Facebook

Ich kenne die Causa bisher zu wenig, um mir ein klares Bild zu machen. Eines scheint mir aber klar zu sein: da gibt es ein massives Kommunikationsdefizit beim FCSP!

Wer sich ein wenig Mühe macht, der kann die Besorgnis der Menschen erspüren, die auf Hilfe angewiesen sind, wenn sie das Millerntor besuchen und oft nicht so kommunizieren können, wie andere – ich kann das gut nachfühlen als ehemals spastischer Stotterer.

Auch wenn ich oft an dieser Stelle anrege und auch fordere, bestehende Strukturen beim FCSP in Frage zu stellen, muss doch so eine gravierende Änderung anders kommuniziert werden – vor allem, wenn das Thema jetzt in der braun-weissen Öffentlichkeit ist.

Update: wie wichtig es ist, ein Format zu etablieren, das in die Vereinsöffentlichkeit kommuniziert, zeigt der Artikel in der Mopo, in dem der FCSP Stellung nimmt:

„Der FC St. Pauli bedauert diese Darstellung zutiefst – Im Verein, auch in der Abteilung CSR bedauert man nach MOPO-Informationen diese Darstellung der Lage zutiefst. Denn die Wertschätzung für Weidlich und seine Arbeit ist intern immens, auch wenn in den vergangenen Monaten von beiden Seiten nicht alles richtig gemacht worden ist. Unterm Strich, so hat man den Eindruck, hakt die Nummer vor allem auf kommunikativer Ebene. Und noch ist Zeit, daran etwas zu ändern. Bis zum 6. Oktober kann man sich auf die Stellenausschreibung Behindertenbeauftragte(r) bewerben. Und wenn alles gut läuft, ist Jörn Weidlich nur ein klärendes Gespräch davon entfernt.“

Mopo.

So bleibt nur die Mopo oder andere Medien.

Update 2: Im Kern geht es wohl sowohl um eine Umstrukturierung aber auch, so scheint es, um große Egos. Und das ist beim FCSP ja nix Neues, leider!

„Aus meiner Sicht versuchen sich nun einige zu profilieren – leider auf Kosten von Betroffenen“

Groeni auf Facebook
https://www.facebook.com/muzungu.pictures/posts/10213796067631339

Update 3: Am Sonntag beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen sah man auf allen Kurven Soli-Banner für Jörn Weidlich. Es erscheint mir gesichert, dass die aktive Fanschaft, zumindest große Teile von ihr, und die Betroffenen, in ihrer großen Mehrzahl ein weiteres Engagement des nun ehemaligen Behindertenbeauftragten wünscht, nein: fordert.

Die Inititator_innen rund um diesen Protest haben eine enorme Resonanz in der Fanöffentlichkeit erfahren, wobei der Verein – das habe ich dem einen oder anderen Offiziellen auch so gesagt – keine Form fand (außer Zitaten in der Mopo), in diese wichtige Debatte einzusteigen.

Auch deswegen finde ich es einen schlauen Zug, die Angelegenheit dem Ehrenrat des FC St. Pauli zu unterbreiten. Ich hoffe inständig, dass der Verein eine salomonische Lösung findet, vor allem im Sinne derer, um die es hier geht: unsere Mitsupporter mit Handicap.

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