Es gibt kaum ein Thema, das Fanschaften in Deutschland so entzweit, wie das Thema Pyrotechnik als Ausdruck und Action im Stadion. Das liegt natürlich daran, dass man mit brennenden Materialien Menschen verletzen kann und das unorganisierte und unkontrollierte Abbrennen (schönes Wort, wenn man es schreibt) sich zunächst mal wenig verträgt mit der Enge eines Stehblocks/Gästeblocks.
Ich finde die optische und mediale Inszenierung ja auch faszinierend, kann dem Einatmen des Rauches, bspw. hinter Hannoveraner Ultras sitzend (Nord) wirklich gar nix abgewinnen. Fragt mal die Dauerkarteninhaber dort, wie die sich fühlen … aber das ist ein anderes Thema. Mich stört an der bisherigen Diskussion, dass Pyrotechnik – vor allem in den Medien (denjenigen Medien vor allem, die die bildgewaltige Inszenierung gierig abbilden ausgerechnet) – immer öfter auch mit Randale gleichgesetzt wird. Das ist natürlich Unsinn und regt mich dermaßen auf, dass ich mich dazu entschlossen habe, mich mit den Ultras dieser Republik zu solidarisieren, die bereit sind offen und konstruktiv an einer Überführung ihres Ausdrucks ihrer (und damit auch unserer!) Kultur in rücksichtsvolle Form zu werben.
Kampagne: Pyrotechnik Legalisieren – Emotionen Respektieren
Für uns als Unterzeichner heißt das:
Schluss mit Böllern, Kanonenschlägen und sonstigen Knallkörpern. Die Dinger sind klein und fies, weil niemand auf den Schlag vorbereitet ist. Und Feierstimmung schaffen sie auch nicht.
Pyrotechnik gehört in die Hand, auf keinen Fall in die Luft und nach Möglichkeit nicht auf den Boden. Leuchtspurgeschosse sind ebenso tabu wie die „Entsorgung“ von Bengalischen Feuern in den Innenraum, auf’s Spielfeld oder in Nachbarblöcke.
Dazu bedarf es der Schaffung von Möglichkeiten, die einen gewissenhaften Umgang unsererseits ermöglichen. In der aktuellen Situation dreht sich die Spirale in einer Mischung aus Strafen und Gefährdung immer weiter. Um ihr nachhaltig zu entkommen, muss die Pyrotechnik heraus aus dem Schatten der Kriminalität gelöst werden. Denn aus Angst vor Bestrafung werden Bengalische Feuer teilweise vermummt und eingeengt zwischen vielen Fans sofort nach dem Zünden auf den Boden oder in scheinbar freie Bereiche geworfen, das erhöhte Gefahrenpotential gegenüber einem kontrollierten und legalisierten Abbrennen in der Hand ist offensichtlich. Die Strafverfolgung verfehlt also seit Jahren ihr Ziel, die Stadien sicherer zu machen. Das Ziel muss schließlich selbstregulierender Umgang der Kurven sein. – Kampagnenwebsite
und …
DFB und DFL haben das Papier gelesen und sich zu einem Dialog bereit erklärt. Darauf antworteten die Ultràs mit dem selbsterklärten Verzicht auf feurigen Support an den ersten sieben Spielen. Dieses Zugeständnis ist mehr als nur ein Waffenstillstand, es ist Symbol für die Ernsthaftigkeit, mit der die Forderungen erhoben werden, und Beleg dafür, dass sich die einst so verhärteten Fronten aufgeweicht haben. Jannis Busse, Sprecher der Initiave, hofft gar, dass »Fans in nicht allzu ferner Zukunft Bengalos in Stadien legal abbrennen können.« 11 Freunde
Das hoffe ich auch und unterstütze die Kampagne.
(Einordnung:// der Autor vertritt in diesem Blog seine persönliche Meinung. Diese Position steht in keinerlei Verbindung zu offiziellen Haltungen des FC St. Pauli noch anderen Fangruppen im FCSP Universum. Ist eigentlich deutlich und klar, aber für einige Mit-Paulianer sicher wichtig.)