Rassistische Werbung: Astra provoziert St. Pauli

Es passiert immer wieder, dass wir St. Paulianer schmerzhaft an den Abgrund erinnert werden, der Wunsch von Wirklichkeit trennt.

Astra Werbung auf der Reeperbahn, rassistisch?
Wolle Dose kaufen Plakat in Hamburg St. Pauli; Foto: Erik Hauth

Gerade letztens musste sich das Millerntor gewahr werden, dass es kein Safe Place ist, dass sexistische Übergriffe jederzeit auch bei uns stattfinden können. Da hilft keine wohlmeinende Stadionordnung. Schon gar nicht, wenn sie offenbar nicht auch für unsere Sponsoren gilt.

Einer der Sponsoren, die sich über die Werte des FC St. Pauli in meiner Wahrnehmung immer wieder ignorant hinwegsetzen, ist Astra. Die Konzernmarke, die viele im Verein zu einem kultischen Bruder des magischen FC machen. Ich sehe den Bierbraukonzern mit dem Rotlichtmarketing kritischer, wie jeder weiß, der diesen Blog liest oder einen guten Biergeschmack hat.

Pünktlich zur Diskussion, wie man Diskriminierung am Millerntor effektiver bekämpfen kann – am Freitag erscheint dazu ein Artikel u.a. in unserer Stadionzeitung VIVA – platzt diese Werbeanzeige des Billigbieranbieters.

„Wolle Dose kaufen“ spielt mit Vorurteilen und Stereotypen, die auf dem Kiez jeder kennt: den Rosenverkäufer mit indischem oder orientalischem Akzent. Nicht nur in meinen Augen klarer Rassismus.

Da erheben sich – wahrscheinlich weiße Werber und weiße Marketingabteilungen mit ihrer überwiegend prolligen weißen Zielgruppe über Menschen, die auf dem Kiez ihren Lebensunterhalt verdienen, hart verdienen. Das ist rassistisch, nicht nur meiner Ansicht nach.Astra Werbung auf der Reeperbahn, rassistisch? - Foto Facebook, mit freundlicher Genehmigung

„Hallo Astra, warum bedient Ihr eigentlich immer noch solche rassistischen Klischées?“ – Carla auf Facebook.

Provokation mit Methode – Astra auf den Spuren der AfD

Dabei hat die bewusste Gernzüberschreitung bei Astra Tradition, was diesen erneuten Ausfall besonders widerwärtig macht. In seiner Struktur erinnert das Vorgehen an Trumps Wahlkampf oder die permanenten Grenzübertritte der AfD. Die Empörung wird in das Kampagnenkonzept fest eingeplant. Als Reichweitenverstärker. Hinterher will niemand rassistisch gewesen sein, und auch in diesem Fall schickt Astra eine wachsweiche Erklärung hinterher.

„Hallo Carla, tut uns leid, wenn du unsere Werbung rassistisch findest. Das war nicht unsere Absicht. „

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Astra schadet dem FC St. Pauli

Astra schadet dieser Shitstorm vermutlich kaum, seinem Partner, dem FC St. Pauli kann diese Affäre aber sehr wohl schaden. Ein Verein, der Anti-Rassismus zu seinen Grundwerten zählt, der steckt in einem Dilemma. Meiner Ansicht nach, bleibt dem Kiezklub nichts anderes übrig, als seinen Biersponsor letztmalig abzumahnen. Jede Stunde, in der St. Pauli schweigt, erodiert die ohnehin fragile Glaubwürdigkeit, beschädigt die Marke. Und das kann teurer werden, als ein Streit mit „Rassisten“, auch wenn sie Astra heißen und gefühlte Ewigkeiten zum Klub und zum Kiez gehören.

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Podcast-Kommentar zu Astras Plakat