Schulte, Schulte, Du begreifst es nicht! #fcsp

Helmut Schulte mahnt geschlossenen Support der Mannschaft an, und lobt vorher das magische Millerntor für seine bedingungslose Leidenschaft. Vor allem wirbelt er abstrus durcheinander (1), was er nicht versteht, dass wahre Liebende eben kritisch sein können, auch ihrem Subjekt gegenüber, und trotzdem leidenschaftlich supporten können. Da muss er sich imho keine Sorgen machen für die Rückrunde. Das Sportliche hat mit dem kritischen Protest gegen das Verhalten der Geschäftsführung nichts zu tun.

Allerdings: Wo häufiger Partien nicht gewonnen werden, macht sich leichter Frustration breit. Das betrifft vielfach den Kreis der Zuschauer, die nach zwei Aufstiegen und der Fertigstellung zweier neuer, zeitgemäßer Tribünen dazu gekommen sind. Sie haben, neben der Mehrzahl Altgedienter, die dort ihr neues Zuhause selbst erst noch finden müssen, noch keine so verfestigte Bindung zum FC wie etwa die Stammbesucher der Nordkurve, der Gegengeraden oder die Fans, inklusive Ultras, auf der Südtribüne. Aber auch sie tragen durch den Besuch, ob in Séparées, auf Business Seats oder auf den normalen Haupttribünensitzplätzen zur wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit unseres Vereins bei. Das war und ist unverzichtbar, soll der mittelfristige Plan gelingen, den FC St. Pauli fest unter den Top 25 deutscher Fußballklubs zu etablieren.

Und hier liegt der wesentliche Irrtum des Helmut Schulte: dass die Sponsoren nicht trotz des Anders-Seins, vor allem der Fans am Millerntor, ihre Logen und Separées buchen, sondern gerade ihretwegen. Außerdem hat der wirtschaftliche Erfolg nur am Rande mit der Auseinandersetzung zu tun. Denn es geht bei der Integration der Immigranten aus Stellingen und anderen Wellness-Etagen nicht um Toleranz, sondern um Vielfalt und ein Anerkennen und Vermitteln der Wesenseigenschaften dieses Konglomerats Sankt Pauli. Will man sicherstellen, dass sich St. Pauli, wie Helmut Schulte es braucht, auch in Zukunft vermarkten kann, muss man das Fundament, die Magie des Millerntors und seiner Fanschaft mitnehmen, die zum Alleinstellungsmerkmal evolvierte „Andersartigkeit“ auch in der Vermarktung konsequent abbilden.

Natürlich ist es gerade bei einem Stadtteilverein wie dem unseren ein ständiger Drahtseilakt zwischen Kommerz und Kultur, unter Bedingungen des Profifußballs funktionieren zu können. Da ist es kaum möglich, für jede einzelne Marketingmaßnahme mit dem Beifall aller belohnt zu werden.

Doch, bestenfalls geht das, beklatscht zu werden. Wenn Sponsoren und Werbepartner Vielfalt fördern.

  • Das bedeutet bspw., dass TV-Geräte während des Spiels einen Hinweis zeigen, „Draussen wird gespielt“.
  • Das bedeutet, dass der Sparkassenmanager und der Werbefuzzi tatsächlich neben denjenigen business-sitzen, die Helmut Schulte „Altgediente“ nennt.
  • Das bedeutet, das Anti-Sexismus, bspw., nicht zur Folklore verkommt, wenn bei Susi die degradierten Subjekte an Stangen tanzen.

Vielfalt eben, die sich dann als Kultur verkauft.

1.) Aufruf von Helmut Schulte auf fcsp.com

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