Repost aus aktuellem Anlass:
Ich bin Segler und kenne die See. Nicht nur einmal bin ich mit seegängigen Jachten in Situationen gekommen, in denen ich mit den Kräften am Ende war oder einfach durch die Wucht des Wetters beinahe in Seenot geraten wäre.
Sea Watch braucht unsere Hilfe
Ich mag mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, allein mit 80 anderen Menschen in einem vollgelaufenen Gummiboot mitten auf dem Mittelmeer zu dümpeln, ohne ausreichend Wasser oder Schutz.
Es ist für jeden Segler ein Grundbedürfnis, eine international anerkannte, unverhandelbare, jahrtausendealte Pflicht, Menschen in Seenot zu helfen. Da viele von uns dazu nicht in der Lage sind, sollten wir diejenigen unterstützen, die das für uns stellvertretend tun.
Im Verein Sea Watch e. V. organisieren sich Menschen, die Schiffbrüchige, meist Flüchtlinge, im Mittelmeer orten und retten. Dabei riskieren sie einiges; nicht nur selbst in Seenot zu geraten, sondern vor allem an der menschenverachtenden Politik der EU zu scheitern, die regelmäßig Rettungsmaßnahmen sabotiert.
Mittelmeer: gegen das massenhafte Sterbenlassen hilft privates Engagement
Mich erreichte heute eine Art administrativer Hilferuf von Bord der Sea Watch: „Wir brauchen jetzt noch dringender Unterstützung und Öffentlichkeit. Es darf nicht sein, dass eine gescheitere Migrationspolitik auf dem Rücken von Menschen in Not ausgetragen wird“.
Der Hintergrund: es wird für private Hilfsorganisationen (NGOs) immer schwerer, Gerettete nach Europa zu bringen. Italien hat durch seine neue rechtslastige Regierung ein Anlanden in Italien beinahe unmöglich gemacht. Die Sea Watch Schiffe könnten die nächsten sein, die entweder an die Kette gelegt oder auf See bleiben müssten.
„Am Wochenende hat sich die Situation leider nochmal dramatisch verschlimmert. Der neue italienische Innenminister Matteo Salvini hat am Sonntag die italienischen Häfen für Rettungsorganisationen geschlossen und der „Aquarius“ von SOS Mediterranee mit 629 Geretteten an Bord die Einfahrt in italienische Häfen verweigert. Jetzt endlich hat sich Spanien bereit erklärt die Menschen aufzunehmen, was aber auch keine beständige Lösung sein dürfte. Unser Schiff, die „Sea-Watch 3“, das sich ebenfalls in einer Rettungsmission befindet, könnte schon heute in eine ähnliche Situation kommen.“
Ich halte bei Heimspielen immer gerne einen kurzen Schnack mit den bescheidenen Crewmitgliedern, die vor der Gegengerade Spenden sammeln und T-Shirts verkaufen, um die „Sea Watch 3“, das aktuelle größte Rettungsschiff des Vereins, zu finanzieren. Ihren Gesichtern sind die Strapazen anzusehen, ihre Geschichten Seele zerreissend. Man spürt aber auch dieses tiefe Glück, wenigstens ein paar Menschen dem klammen Tod entrissen zu haben.
Es ist Sommerpause, die WM lenkt medial vom Sterben ab und auch das Millerntor ist in eine Art Sommerschlaf gefallen. T-Shirts und Spenden, laute Unterstützung brauchen die Mädels und Jungs von Sea Watch aber gerade jetzt.