St. Pauli 21 – "Früher war mehr Lametta!"


Die Geister der vergangenen Wiehnacht spuken am Millerntor. Und es ist ermutigend zu lesen, dass der Protest der St. Pauli Fanschaft bei Lutz Wöckeners Abendblatt angekommen ist, und dass er das Anliegen für ein kulturell intaktes Sankt Pauli zu streiten nicht als rückwärtsgewand oder gar konservativ einordnet.

Die zunehmende Verärgerung artikulierte sich zunächst in Mails und Schreiben an Präsidium und Geschäftsführung, bei Treffen mit Vereinsgremien oder in Internetforen und Blogs. Jetzt hat die sogenannte „Sozialromantiker-Initiative“ die Vorwürfe am 22. Dezember in einer Petition an das Präsidium des FC St. Pauli gebündelt und unmissverständliche Forderungen an das Gremium formuliert. Anderweitig werde man „in den offenen Widerstand“ treten. Die Basis begehrt gegen die Entscheidungsträger auf: „St. Pauli 21“ am Millerntor.
„Es reicht!“, lautet der Name des detailliert verfassten Schriftstücks. Bis gestern, 19 Uhr, unterzeichneten es 1575 Personen. Eine Zahl, die nun nach den Feiertagen noch einmal deutlich steigen dürfte. Und mit jeder Unterschrift wächst der Handlungsdruck auf die Klubführung weiter.
Bereits im Jahr 2008 hatte die aus der vielschichtigen Fanszene erwachsene Initiative erfolgreich mobil gemacht und öffentlichkeitswirksam den Millerntaler als offizielles Zahlungsmittel im Stadion verhindert. Diesmal richtet sich der Protest allerdings nicht gegen ein einzelnes Projekt, er ist genereller Natur. Es ist der Spagat zwischen Kult und Kommerz, zwischen ideellen und monetären Werten, der die Auseinandersetzung heraufbeschwört. Die lange Zeit mit viel Sensibilität durchgeführte Gratwanderung misslang seit dem Aufstieg in die Bundesliga immer häufiger, der Klub droht in die innerhalb des Klubs deutlich sichtbaren Risse abzustürzen.

Inzwischen sind es über 1.670 St. Paulianer und St. Paulianerinnen, die sich einreihen in eine Bewegung, die nichts weiter einfordert, als das Einhalten von Abmachungen, die nicht umsonst in unserer Vereinsverfassung stehen – und Maß allen Handelns des Vorstand sein sollten. Von dem ist über Weihnachten nicht viel zu hören gewesen. Still ruht die See.

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