St. Pauli Champs – Jugendgang aus den 80ern – mit eigener TV-Doku

Die St. Pauli Champs war eine Hamburger Jugendgang aus meist migrantischen Jugendlichen, die auf St. Pauli wohnten und vor allem auf dem Hamburger DOM sichtbar wurden. Sie jagden in Gruppen von 20-100 Personen vor allem Mitglieder anderer Jugendgangs, wie Skinheads und Neonazis.

Photo credit: Heinrich Klaffs on VisualHunt.com

Mir fiel gerade wieder eine VHS-Kassette in die Hände, die mir einiges Wert ist. Ich habe 15 Jahre suchen müssen bis ich Ende der 90er in ihren Besitz gelangte. Und das kam so:

Alle inzwischen alten Männer meines Jahrgangs, die westlich von St. Pauli aufgewachsen sind, haben sie erlebt, die Jugendgangs aus St. Pauli, die gerne mit der S-Bahn nach Othmarschen und Co. fuhren, um die Parties der Popper aufzumischen. Wir waren selbst keine Kinder von Traurigkeit, am WE hingen wir ja selber auf dem Kiez ab.

Die Champs waren aber immer gleich 30, manchmal 100 Jungs auf einmal, die in Bomberjacken-Uniform vor dem Tore lauerten. Das machte schon Angst. Faszinierte aber auch gleichzeitig.

ST. PAULI CHAMPS: (Anti-)Helden einer Hamburger Jugend

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St. Pauli Champs T-Shirts und Co.

Ich habe in Erinnerung, dass mir am meisten auf den Zeiger ging, dass wir unseren Eltern nie klar machen konnten, was sich da auf Hamburgs Straßen abspielte. Die nahmen das gar nicht wahr und deswegen auch nicht ernst. Wie haben wir uns gefreut als dann im November 1985 die Serie „Wild in den Straßen“ ausgestrahlt wurde, die in zwei Folgen das Treiben der St. Pauli Champs dokumentierte.

Ein ganzes Jahr hatten die auf dem Kiez und anderswo die Gang gedreht. Mit 16mm Kamera, die vom Bruder einer unserer Kumpis mitgehalten werden durfte: einem der Törzs (oder wie die sich noch schreiben) Brüder. Ihr Vater moderierte dann die Sendungen an -im Pullunder, wie sich das gehörte.

Nach den Streetboys kamen die Champs als No. 1 St. Pauli Jugendgang

„Blut, schön Blut“

Schulze aus der Davidstrasse

Denke daran öfter, wenn ich heute Meldungen über (rechte) Gewalt lese. Darüber, dass ich auch soweit sein könnte, eines gesetzten Tages, wenn meine Töchter mir davon erzählen, das ins Land der Pubertätsmärchen zu senden. Außerdem würde mich mal brennend interessieren, was aus den damals porträtierten denn so geworden ist.

Thorsten Jeß, der Regisseur der Doku könnte das noch wissen. Von dem habe ich dann auch die Kopie einer alten VHS bekommen, war so erstaunt, dass es wirklich Fans seiner Doku gibt. Wenn der wüsste wie viele wir sind 😉

Die Dokumentation gibt es seit einiger Zeit auch auf Youtube …

Screenshot: NDR Doku über die St. Pauli Champs. Die „Jogging-Uniform“ gab es lange Zeit auf der Reeperbahn zu kaufen.

„Wild in den Straßen“: St. Pauli Champs Teil 1

Wild in den Straßen Doku üner die St.Pauli Champs, 1. Teil

„Wild in den Straßen“: St. Pauli Champs Teil 2

Wild in den Straßen Doku üner die St.Pauli Champs, 2. Teil

“Jugendgangs in den 1980er Jahren in Hamburg, speziell in St. Pauli“

Die 1980er Jahre waren eine Zeit des sozialen Wandels und der urbanen Herausforderungen in Hamburg, insbesondere im Stadtteil St. Pauli. In dieser Ära erlebte die Stadt das Aufkommen von Jugendgangs, die eine Vielzahl von Auswirkungen auf die Gemeinschaft und die soziale Landschaft hatten.

Aufstieg der Jugendgangs

In den 1980er Jahren gab es in Hamburg, und besonders in St. Pauli, eine Zunahme von Jugendgangs. Diese Gangs waren oft geprägt von sozialer Benachteiligung, Arbeitslosigkeit und einem Gefühl der Ausgrenzung. Die Mitglieder rekrutierten sich häufig aus verschiedenen ethnischen Hintergründen und Altersgruppen.

Einige der bekanntesten Gangs in dieser Zeit waren die „St. Pauli-Boys“ und die „Reeperbahn Rangers“. Diese Gangs waren in St. Pauli aktiv und wurden oft mit kleineren kriminellen Aktivitäten wie Diebstahl, Drogenhandel und Vandalismus in Verbindung gebracht.

Auswirkungen auf die Stadt

Die Aktivitäten dieser Jugendgangs hatten erhebliche Auswirkungen auf die Stadt Hamburg und insbesondere auf den Stadtteil St. Pauli:

  1. Kriminalität und Unsicherheit: Die zunehmende Kriminalität durch Jugendgangs führte zu einem Anstieg der Unsicherheit in St. Pauli. Anwohner und Geschäftsleute sahen sich mit gestiegenen Diebstählen und Vandalismus konfrontiert.
  2. Soziale Spannungen: Die Gang-Aktivitäten führten zu Spannungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften und ethnischen Gruppen in St. Pauli. Dies verschärfte soziale Konflikte und führte zu einer fragmentierten Nachbarschaft.
  3. Maßnahmen der Stadt: Um dieser Herausforderung zu begegnen, unternahm die Stadt Hamburg verstärkte Anstrengungen, um die Jugendgangs zu bekämpfen. Dies umfasste verstärkte Polizeipräsenz und soziale Programme zur Unterstützung benachteiligter Jugendlicher.
  4. Langfristige Veränderungen: Die 1980er Jahre markierten den Beginn eines langwierigen Prozesses der sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in St. Pauli. In den Jahrzehnten danach wurde der Stadtteil durch Gentrifizierung und städtische Revitalisierungsträume umgeformt, was auch Einfluss auf die Jugendgangs hatte.

Insgesamt verdeutlichen die Jugendgangs der 1980er Jahre in Hamburg, insbesondere in St. Pauli, die komplexen sozialen Herausforderungen und Veränderungen, mit denen die Stadt in dieser Zeit konfrontiert war. Ihre Auswirkungen sind Teil der Geschichte und Entwicklung des Stadtteils und der Stadt Hamburg als Ganzes.

Die Entstehung von Jugendgangs in Deutschland und ihre US-Vorbilder

Boom Box – Montreal 1987 // Photo credit: Mikey G Ottawa on Visualhunt

Die Entstehung und Entwicklung von Jugendgangs in Deutschland ist ein faszinierendes soziales Phänomen, das eng mit den Einflüssen und Vorbildern aus den USA verbunden ist. Dieser Artikel beleuchtet die Ursprünge von Jugendgangs in Deutschland und ihre Verbindung zu den amerikanischen Gangkulturen, insbesondere in den 1950er bis 1980er Jahren.

Die Anfänge der Jugendgangs in Deutschland

Die Ursprünge von Jugendgangs in Deutschland lassen sich bis in die Nachkriegsjahre zurückverfolgen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Deutschland eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber auch eine Zunahme sozialer Probleme, darunter die Entstehung von Jugendbanden. Diese Banden waren oft lose organisiert und bestanden aus jungen Menschen, die sich in ihren jeweiligen Stadtteilen oder Vierteln zusammenschlossen.

Soziale Hintergründe

Die sozialen Hintergründe für das Entstehen von Jugendgangs in Deutschland waren vielfältig. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von Armut, Wohnungsnot und dem Mangel an Perspektiven für die junge Generation. Viele Jugendliche fanden in den Gangs einen Ort der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts.

Einflüsse aus den USA

Ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Jugendgangs in Deutschland waren die Einflüsse aus den USA. Besonders in den 1950er Jahren begannen amerikanische Popkultur, Musik und Filme die deutsche Jugend zu beeinflussen. Der Aufstieg des Rock ’n‘ Roll und die rebellische Haltung von Musikern wie Elvis Presley inspirierten viele junge Deutsche.

Die US-Gangkultur als Vorbild

Die US-amerikanische Gangkultur hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Jugendgangs in Deutschland. In den USA hatten sich bereits in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verschiedene Gangs gebildet, darunter berühmte Gruppen wie die „Greasers“ und die „Jets“ aus Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“. Diese amerikanischen Gangs beeinflussten die Vorstellung deutscher Jugendlicher von einer „coolen“ und rebellischen Lebensweise.

Die „Halbstarken“ in den 1950er Jahren

In den 1950er Jahren gab es in Deutschland die sogenannten „Halbstarken“. Diese Jugendlichen waren von der US-amerikanischen Jugendkultur beeindruckt und trugen oft Lederjacken und rebellierten gegen gesellschaftliche Normen. Sie wurden häufig als Vorläufer der modernen Jugendgangs betrachtet.

Die „Rockergangs“ in den 1970er Jahren

In den 1970er Jahren traten die „Rockergangs“ in Deutschland auf den Plan. Diese Gruppen, die sich von amerikanischen Motorradgangs inspirieren ließen, waren für ihre gewalttätigen Auseinandersetzungen und ihre rebellische Haltung bekannt. Bekannte Rockergangs wie die „Hells Angels“ etablierten sich in Deutschland und hatten eine gewisse Faszination auf einige Jugendliche.

Hip-Hop und Rap in den 1980er Jahren

Die 1980er Jahre brachten eine weitere Welle von Gangkulturen nach Deutschland, diesmal durch die Verbreitung von Hip-Hop und Rap. Diese Genres, die in den USA entstanden waren, zogen viele junge Menschen an, die sich in den Texten und der urbanen Ästhetik wiedererkannten. In den großen deutschen Städten entstanden Hip-Hop-Szene und Jugendgangs, die sich mit diesen Musikrichtungen identifizierten.

Die Entwicklung von Jugendgangs in Deutschland

Die Entwicklung von Jugendgangs in Deutschland folgte keinem einheitlichen Muster. Jede Stadt und Region hatte ihre eigenen spezifischen Bedingungen und Entwicklungen. Dennoch lassen sich einige allgemeine Trends erkennen:

Gewalt und Kriminalität

Viele Jugendgangs in Deutschland waren in kriminelle Aktivitäten verwickelt, darunter Diebstahl, Drogenhandel und Schlägereien. Dies führte oft zu Spannungen zwischen den Gangs und der Polizei sowie zu einem negativen Image in der Öffentlichkeit.

Soziale Integration

Für einige Jugendliche boten Gangs eine Form der sozialen Integration, die sie anderswo nicht fanden. Die Gangs wurden oft als Ersatzfamilie betrachtet und boten ein Gefühl der Zugehörigkeit und Identität.

Veränderungen im Laufe der Zeit

Die Jugendgangs in Deutschland haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Einige sind verschwunden, während andere neue Gangs entstanden sind. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen Veränderungen bis hin zu Polizeiaktionen gegen Gangkriminalität.

Schlussfolgerung

Die Entstehung von Jugendgangs in Deutschland und ihre Verbindung zu den US-amerikanischen Vorbildern sind ein komplexes soziales Phänomen. Dieser Artikel hat versucht, einige der Hauptfaktoren und Entwicklungen in diesem Zusammenhang zu beleuchten. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Jugendgangs in Deutschland gewalttätig oder kriminell waren, und einige dienten als wichtige soziale Netzwerke für junge Menschen. Das Verständnis dieser Geschichte kann dazu beitragen, die Entwicklung der Gangkultur in Deutschland besser zu verstehen und zukünftige Präventionsmaßnahmen zu informieren.

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