St. Pauli Fanladen fordert klaren Strafenkatalog und Augenmaß vom DFB

SPNU teilt die Ansicht des Fanladen St. Pauli uneingeschränkt und veröffentlicht hier die „Stellungnahme zu den Presseberichten über den Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses“ zum Fall des Kassenrollenwurfs am Millerntor im Original:
Mit Erstaunen und Bestürzung mussten wir der Presse entnehmen, dass durch den DFBKontrollausschuss als Strafmaß nach dem Kassenrollenwurf auf Pirmin Schwegler beim Spiel FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt am 19.12.2011 offenbar die komplette Sperrung der Stehplatzbereiche für eines der nächsten Heimspiele angedacht ist. Diese Strafe ist in ihrer Höhe – der zu erwartende wirtschaftliche Verlust allein beim Ticketing liegt im unteren sechsstelligen Bereich, dazu kommen weitere Einnahmeverluste im Catering – nicht nachvollziehbar. Weder in Bezug auf den Einzelfall, noch im Verhältnis zu anderen Strafen, die der Kontrollausschuss bei Verfahren gegen andere Vereine vorschlägt. Der DFB weiß und fordert von den Vereinen, dass Strafen in Fällen wie diesen den ermittelten „Tätern“ aufgebürdet werden. Damit hat der DFB aber auch die Verantwortung, ähnlich wie ein „normales“ Gericht, den Einzelfall in Bezug auf den „Täter“, dessen Motivation, soziales Umfeld und wirtschaftliche Situation hin zu betrachten und ein Urteil darauf abzustimmen. In diesem Fall soll nun aber ein junger Mann, der mehr moralische Verantwortung zeigt als so manches Staatsoberhaupt und die Konsequenzen für einen gemachten Fehler übernimmt, vom DFB Kontrollausschuss wissentlich in den wirtschaftlichen Ruin gestoßen werden!
Der Fanladen St. Pauli hat gemeinsam mit dem „Täter“ den Vorfall nachvollziehbar und wahrheitsgemäß dem Verein geschildert. Das Entdeckungsrisiko war vorab überschaubar, er hätte sich nicht offenbaren müssen und wäre somit aller Voraussicht nach einer Strafe entgangen. Er allein hat die Entscheidung getroffen, sich der Verantwortung zu stellen und die Konsequenzen zu tragen. Er hat sich beim getroffenen Spieler Pirmin Schwegler entschuldigt und glaubhaft gemacht, dass es niemals in seinem Interesse war, den Spieler zu treffen, geschweige denn das Spielfeld. Eine Strafe wie die jetzt angedachte setzt daher deutlich falsche Signale! So wird jungen Menschen kaum zu vermitteln sein, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen…
Wir fordern den DFB und die beteiligten Gremien auf, sich von seiner nicht nachvollziehbaren und willkürlichen Strafpraxis zu verabschieden und endlich einen für alle einsehbaren Strafkatalog aufzustellen, der auch im Einzelfall nachvollziehbar ist. Wir fordern zudem, in diesem Einzelfall die Umstände erneut zu prüfen und zu einer sachlichen und angemessenen Bewertung zu kommen. Darüber hinaus fordern wir die Vereinsführung des FC St. Pauli auf, im Sinne aller Fans des FC St. Pauli kein Strafmaß zu akzeptieren, dass den oben genannten Gesichtspunkten nicht entspricht – und wenn dies bedeutet, den DFB mit seiner willkürlichen Sportgerichtsbarkeit vor ein ordentliches Gericht zu bringen, um die Verhältnismäßigkeit einzuklagen.

Stellungnahme Fanladen als PDF, per E-Mail

In