Uwe Knuth: Der St. Pauli Maler und „Bänker vom Kiez“

Es ist ein sonniger Spätsommertag, als ich von der Reeperbahn nach Bahrenfeld radle. Ich bin verabredet mit Uwe Knuth dem Maler, der auch Bänker war. Als einer der Vertrauten von Kiez-König Willi Bartels hat er die Finanzierung seines Immobilien-Imperiums organisiert. Das Hotel Hafen Hamburg unter anderem, in dessen oberen Glaserkern er sehr gerne malt. Mit traumhaftem Blick auf die St. Pauli Landungsbrücken und seinen Hafen.

80 Jahre – davon am längsten Maler

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Uwe Knuth wird diesen Monat 80 Jahre alt, weswegen die Fabrik der Künste eine Ausstellung seiner Bilder zeigt. Vernissage ist heute Abend.
In seinem gemütlichen Atelier stehen und hängen überall Bilder. „Ich muss noch die raussuchen, die in die Ausstellung sollen“, so entschuldigt er das Durcheinander. Wir trinken Wasser und plaudern über sein Leben und seine Malerei.

Eigentlich malt er schon länger Bilder, als er arbeitet.

Atelier Uwe Knuth
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Knuth stammt aus einem Künstlerhaushalt, in dem sein Talent früh gefördert wurde. Als Schüler des Hamburger Malers und Kunsterziehers Albert Feser lernte er die Kunst der Frischluftmalerei. Seitdem hat er hunderte Bilder gemalt; seinen Malkoffer nimmt er überall hin mit. An den Elbstrand, nach Afrika und nach St. Pauli. Die Landungsbrücken, die Elbe und der Kiez darüber sind seine Lieblingsmotive.

Trotz seiner Begabung und Leidenschaft für die Malerei entschied sich Uwe Knuth nicht bzw. nicht nur für die professionelle Malerei, sondern machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann, ohne dabei seine künstlerischen Ambitionen aufzugeben. Im Jahr 1998 zog Knuth sich aus dem Bankgeschäft zurück. Seitdem hat er mehr Zeit, sich seiner zweiten Leidenschaft, der Malerei zu widmen.

Kiez, Luden und die Gier

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Uwe Knuth hat viel zu erzählen, lässt alle paar Sekunden Namen fallen, auch alle namhaften Investoren auf dem Kiez sind darunter. Für diese hat er als Bänker vom Kiez die Finanzierungen besorgt, ging bei Willi Bartels und anderen bald Zuhause ein und aus.
Er gehörte dazu und hat nichts anbrennen lassen, wie er sagt. „Ich war ein Flitzer“, bin immer wieder zuhause ausgebüxt und habe auf dem Kiez die Nacht zum Tage gemacht. Im Top Ten beispielsweise habe man mit Kiezgrößen die Deals wild gefeiert. „Aber das gehört nicht in eine Zeitung“, sagt er dann und lacht.

Seinen Blick auf St. Pauli fängt er in seinen Bildern ein. Sie zeigen längst verschwundene Häuser und Straßenzüge, wie das berühmte, sogar besungene gelbe Haus am Pinnasberg.
Was heute Touristen auf Instagram festhalten, malt Knuth. Das Hafenpanorama, das er vom Glaserker im Hotel Hafen Hamburg – auch ein Willi Bartels Bau – malt und die Straßenszenen auf dem Kiez, zeigen die Veränderung des Viertels, an der er aktiv mitgewirkt hat. Einen Konflikt hatte er da nie gesehen.

Viele Leute habe er kommen und gehen sehen auf St. Pauli. „Viele hatten die Halskrankheit“, sagt er, „die konnten den Hals nicht voll genug bekommen“ und seien an ihrer Gier gescheitert.
Nach einer Stunde voller Geschichten hinter den Bildern verabschieden wir uns. Uwe Knuth muss noch mehr Bilder heraus suchen. Für die Retrospektive, die heute startet. Eine Reise durch ein ungewöhnliches Werk. So international, wie der Hamburger Hafen:
10. bis 11.Oktober 2015

Ausstellung des Malers Uwe Knuth zum 80. Geburtstag

Vernissage: 09.10.2015 19 Uhr
Begrüßung: Horst Werner, Andy Grote (Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte)
Einführung: Claus Mewes (Kunsthistoriker)
Öffnungszeiten: Samstag 10. Oktober 2015 von 14 bis 18 Uhr, Sonntag 11. Oktober 2015 von 11 bis 18 Uhr
UWE KNUTH wurde am 08. Oktober 1935 in Hamburg geboren und schon früh durch seine künstlerische Familie geprägt.

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