Who the Fuck is Frei.wild? #freiwildnotwelcome

Die Anzeichen verdichten sich, dass die rechtspopulistische Blut-und-Boden Band Frei.wild heute Abend auf der Cap San Diego aufspielen.

„Frei.Wild-Security zieht vor der Cap San Diego auf und es wird von Leuten mit Frei.Wild-T-Shirts Equipment an Bord des Schiffes gebracht.
LIVE-Beobachtungen von Leser Martin N. heute um 14 Uhr

Das so gen. „Geheimkonzert“ ist keines mehr – und das ist vermutlich beabsichtigt, die Location an den Hamburger Landungsbrücken nicht zufällig gewählt: Provokation ist längst geübtes Marketing der Band. Und funktioniert hervorragend. In die eigene Fanschaft und bis in die Medien hinein, die aus dem zweifelhaften Ruf der Südtiroler gerne eine Räuberpistole von links gegen rechts spinnen. Zuletzt habe ich dieses Rezept bei Oskar Piegsa in Die Zeit lesen dürfen.

Aber ist das ein Grund, sich zurückzuhalten? Den Nationalisten ihren Auftritt zu gestatten? Ich finde nicht. Ich finde man sollte das laut benennen, was einen stört.
Wer als junger Mensch in einer Skinheadband gesungen hat und den rechten Arm zu Gruße hob, der kann sich zwar darauf berufen, dass es sich hierbei um eine Jugendsünde handelt, wenn er später ein Ringelsocken-Imperium gegründet hat.
Meiner Ansicht nach aber nicht, wenn die Grundinhalte seines heutigen Tuns sich deutlich aus dieser Haltung ableiten lassen. Das ist beim älter gewordenen Philipp Burger offenkundig der Fall. Es ist nicht weit hergeholt zu meinen, er sei lediglich schlauer geworden. Weiss, wo die Grenze zu ziehen ist, zwischen offenem Rechtsextremismus und dem legalen Modder daneben.
Ich wehre mich gegen die Heimat-Attitude der Band, auch wenn sie einen speziellen Hintergrund hat, weil ich sie falsch und gefährlich finde. Weil sie Grundlage ist für Menschenhass und Diskriminierung. Jörn Menge von der Initiative Laut gegen Nazis werfen Frei.Wild nicht zu unrecht vor, diese Mehrdeutigkeit in Kauf zu nehmen. Und das ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt. Wahrscheinlicher ist, sie ist Teil des Konzeptes.
Heimat, nach völkischer Sichtweise, hat auf St. Pauli nichts verloren – im Gegenteil. Heimat entsteht auf St. Pauli nicht aus einer merkwürdigen Blutlinie heraus, sondern aus einer Haltung. Eine Haltung, die per definitionem jedem zusteht, der diesen Stadtteil betritt. St. Pauli beschützt Vielfalt, so sollte es zumindest sein. Freunde von mir sehen St. Pauli als Safe Place vor der Verfolgung durch die Mehrheit, deren brutale Kehrseite Bands wie Frei.wild füttern.
Eine Band, die – so nehme ich das wahr – diejenigen unter ihren Hörern duldet, die Menschen ohne völkischen Heimatanspruch im besten Fall diskriminieren, im Normalfall bedrohen und im schlimmsten ermorden, gehört in meinen Augen klar benannt: Frei.wild ist nationalistische Kackscheisse – da braucht es mehr als ein Statement auf Facebook, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.
ps Für die nachstehende Aussage in Die Zeit verleihe ich Philipp Burger den Sancho Neumann Preis 2015: „Natürlich ist diese Stadt aber auch bekannt für die jährlichen Krawalle in der Schanze, die vielen Sachbeschädigungen, brennende Straßen und sinnbefreite Gewaltbereitschaft.“
pps Foto: „Keinen Bock Auf Nazis“ Foto:

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