Die Untrainierbaren


Das dritte Mal in Folge vier Jahren starrt der FC St. Pauli und sein Anhang in den Schlund der Dritten Liga. Das Abstiegsgespenst könnte sich langsam mal eine Loge buchen, dann hätten wir wenigstens was davon.
Aber wie konnte es (wieder!) soweit kommen?
An den handelnden Sportleitern liegt es wohl kaum, die sind nämlich in den letzten drei Jahren alle mindestens einmal ausgetauscht worden.
Vielleicht ist ja so einfach, und es liegt an der Mannschaft?

Drei Sportchefs, drei Trainer – jedes Jahr das Abstiegsmurmeltier

Thomas Meggle, Andreas Rettig und Uwe Stöver, drei Sportchefs und dreimal dasselbe Ergebnis: Der FC St. Pauli spielt um den Abstieg in die Liga 3.
Ewald Lienen, Olaf Janssen, Markus Kauczinski, drei Trainer und dreimal dasselbe Ergebnis: Der FC St. Pauli spielt um den Abstieg in die Liga 3.
Als Markus anruft, bin ich mit diesem Gedanken gerade zu Ende. „Stimmt es eigentlich“, fragt er, „dass Sami Allagui eine Stammplatzgarantie hat?“. „Das Gerücht hält sich hartnäckig“, antworte ich, „hab ich am Wochenende auch mehrfach gehört, genaues weiß aber keiner“ – und in der Tat kann sich keiner in meiner Bezugsgruppe erklären, wieso der Meister des „Larifari-Fußballs“ immer noch regelmäßig zu Beginn aufläuft.
In Ermangelung anderer Erklärungen kursiert das Gerücht, dass er „spielen müsse“ rund um das Millerntor. Und es wird lauter.

Pfiffe? NEIN DANKE

Genauso, wie die Unmutsäußerungen. Aber liebe Leute: zu Pfiffen gegen unsere Boys in Brown werde ich mich auch jetzt nicht hinreissen lassen.
Markus gibt mir recht und kommt nochmal auf das Thema zurück. „Drei Trainer, und immer landen wir an demselben Punkt. Sind die St. Pauli Spieler am Ende untrainierbar?“, fragt er. Ich denke darüber nach, und bevor mein Kopf antwortet, nickt es in der Bauchgegend.
Ewald musste passen, als die Mannschaft nach einer tollen Energieleistung zur neuen Saison ihren Siegeswillen verlegt hatte, Olaf Janssen musste gehen – wie man hört auch mithilfe des Mannschaftsrates – weil er die Zügel kräftig anziehen wollte und nun fallen Kauschi die Plattitüden lustlos aus dem sympathischen Gesicht, während sich unsere Spieler auf dem Platz sichtbar nur für je 20 Minuten zusammen raufen können.

Abstiegskampf ohne kämpfen funktioniert nicht

Buchtmann, noch nicht wieder ganz da und zu schwach auf der Brust, um das Heft an sich zu reissen; Nehrig, der Kapitän, der seinen Vertrag gerne verlängerte, uns in die Dritte Liga aber nicht folgen mag. Lasse Sobiech, der von hinten auch nicht alles richten kann. Außerdem ist ihm zuzustehen, dass er mental schon sich auf dem Weg befindet. Waldemar kaputt, Cenk Sahin kaputt-formatiert. Bouhaddouz – ja da weiss ich auch nicht weiter. Buballa im Formtief und Sami Allagui der Buhmann „mit 50% Eigenanteil“.
Hallo? Was ist da los? Was ist zu tun?
Ich weiss es auch nicht. Zuerst muss dieses Gerücht aus der Welt. Ein Weg gefunden werden, das Gewinnen wollen zu wollen. Dann gehe ich auch mit in die Relegation oder anderswo hin. Ach ja, liebe Boys in Brown, wer außer Bernd kommt noch mit?
 

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