Rotsport St. Pauli: die Hooligans, die ich rief?

HSV Grafitti Altona
HSV Grafitti in Hamburg Ottensen


Wären diese Typen von rechts, hätten sie bestimmt einen doofen Namen, wie HOGEFDE: „Hooligans gegen ein friedliches Derby“; haben sie nicht, sind trotzdem nicht besser.

Gewalt zwischen HSV und FCSP Ultras

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, haben sich die Rivalitäten zwischen Teilen der Fanschaft des HSV und des FC St. Pauli zu echtem Hass hochgeschaukelt; inklusive schwerer Verletzungen – auch Unbeteiligter. Eine Woche vor dem Derby, droht die Lage erneut zu eskalieren.

Am Freitag Abend erreichten mich zwei Nachrichten aus vertrauens-würdigen Quellen. Die eine beschrieb einen Überfall von 20 St. Paulianern auf sechs HSV Ultras, die von einer lustigen Choreobastelei übrig geblieben waren und nun mit Pfefferspray und Schlägen traktiert wurden; angeblich von Anhängern unseres Klubs.

Die darauf folgende Mobilmachung der HSVer kann ich unter Zuhilfenahme meiner Jugenderinnerungen, als auch mein Handeln vom Testosteron gesteuert wurde, sogar beinahe verstehen. 100 von denen sammelten sich auf dem Heiligengeistfeld, um „Zecken zu klatschen“, wie es hieß. Da unsere Ultras da gerade in Ingolstadt den Auswärtssieg feierten, frage ich mich, wen sie da treffen wollten, wenn nicht wieder Unbeteiligte?

Und das ist die Krux an der ganzen Sache: Das sind keine Hooligans der alten Schule mehr, die sich auf dem Acker am Dorfrand treffen und sich fröhlich die Kiefer zerknarzen, um dann nachher ein Bier zu trinken und Aufnäher auszutauschen. Das sind auch keine Ultras, da nehme ich explizit unsere von USP in Schutz, zuviel Respekt hat sich da bei mir über die Jahre aufgebaut.

Aber wer sind die, vor allem die, die unsere Farben tragen?

Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss: Diese Hools kosten vieles von dem, was diesen Verein und seine Fanschaft ausmacht.

„Grundlos schlagen sie Leute“, Jakub von den St. Pauli Champs über Nazi-Skins, HH 1985

Jugendgewalt ist auf St. Pauli kein neues Phänomen

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen war es in Hamburg sogar noch gefährlicher, mit einer Bomberjacke durch die Straßen zu latschen, als heute. Auf dem Kiez regierten die St. Pauli Champs, die nicht lange fackelten und jeden, der ihnen gerade nicht passte, nach einer kleinen Bemerkung, einem kleinen Rempler, anzugreifen. „Bist Du Popper?“, hieß es da oder wahlweise „Mod“ (die Mods waren irgendwie immer Opfer, obwohl sie die beste Musik hörten). Der verbalen Kurzankündigung folgte dann ein Angriff mit Übermacht. 20 gegen sechs oder gegen einen war da eher Regel, als eine Ausnahme.

Ich war sehr froh, als 1985 die Doku „Wild in den Straßen“ erschien, denn nun glaubten mir meine Eltern, was wir als Jugendliche so durchmachten. Ein Kamerateam des NDR hatte das Leben der Champs in einem Fernsehfilm dokumentiert.
Ich habe für die aktuellen Probleme keine Lösung, aber das sichere Gefühl, dass uns das St. Pauli, das wir lieben, abhanden kommt wenn wir nun nicht aufpassen.

Hej St. Pauli: Man kann auch mal die eigenen Hools dissen!

Ich würde gerne mehr über die Hools erfahren, die sich da auch in meinem Namen auf einen Rachefeldzug, als Antwort auf „HSV Hools„-Angriffe der letzten Zeit, begeben haben.

Ich wünsche mir, dass wir, dass der FC St. Pauli klare Worte und eine klare Haltung finden, diese Typen auch mal zu dissen! Gleichzeitig sollten wir eine ernsthafte Diskussion darüber führen, was geht und was nicht, wenn man unsere, meine, Deine, auch ihre Farben trägt.

Welche Grenzen mann nicht überschreiten darf, wenn man St. Paulianer ist:

  1. Keine Unbeteiligten verletzen
  2. Keine Waffen verwenden
  3. „Heiliger Boden, Highlander“; Orte finden, die „heilig“ sind, wie die Halle, in der  der anderen bspw. ihre Choreos basteln – oder die Fanläden am Holstenstraße S-Bahnhof, das Jolly Roger und unser Fanladen am Millerntor.

Wenn die Jungs mit Testosteronhintergrund bei uns im Stadion sind, dann hätte ich sie gerne betreut. Vielleicht mit Stadionauflagen, wie einem Anti-Aggressionstraining oder durch Ordnerninnen, die alle den 3. Dan in Karate haben.

Und ja, von unser Südkurve, von USP wünsche ich mir auch eine öffentliche Reaktion. Ein Abgrenzen von diesen Aktionen, auch damit das blöde Ultrabashing sich nicht weiter verfestigen kann. Vielleicht brauchen unsere Ultràs auch einfach einen „politischen Arm“, der ihre Anliegen in der Öffentlichkeit vertritt, eine Art „Sin Fein“ aus Sankt Pauli. Damit ich verdammt nochmal verstehe, was der Zirkus soll.

Ein gemeinsamer Marsch zur Müllverbrennungsanlage der gesamten Fanschaft ist schon mal ein guter Anfang – und sicherer für alle Beteiligten. Wichtig wäre, dass die Hools, unsere, nicht dabei sind und sich nicht in unserer Mitte verbergen können. Meinetwegen sollen die mit dem 187er nach Osdorf fahren, ihre Gegenspieler auf der Pferdeweide treffen, wie ihre Vorgänger aus den 80er Jahren.

Ein kleiner editorialer Hinweis: dieser Beitrag ist von 2018. Dies bitte beachten bei der Einordnung. Seitdem sind einige Derbys ins Land gegangen – auch „friedlichere“

Exkurs: Hooliganismus in Deutschland

Der Hooliganismus im deutschen Fußball hat eine lange und problematische Geschichte. Es begann in den 1970er Jahren und erreichte seinen Höhepunkt in den 1980er und 1990er Jahren. Hooligans sind gewalttätige Fußballfans, die oft in organisierten Gruppen agieren und sich mit rivalisierenden Fans oder der Polizei aneinander geraten.

Die Ursprünge des deutschen Hooliganismus können auf soziale, politische und wirtschaftliche Faktoren zurückgeführt werden. Die gesellschaftlichen Veränderungen in den 1970er Jahren, wie steigende Arbeitslosigkeit und politische Unruhen, schufen einen Nährboden für Gewalt und Aggression. Fußballspiele wurden zu Schauplätzen für Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen.

Besonders berüchtigt waren die sogenannten „Hooligan-Schlachten“ zwischen Fans von Vereinen wie dem FC Bayern München, Borussia Dortmund, Hamburger SV und dem 1. FC Köln. Diese Auseinandersetzungen waren geprägt von brutalen Schlägereien, Pyrotechnik und Vandalismus. Die Gewalt eskalierte oft außerhalb der Stadien, in der Nähe von Bahnhöfen oder in Stadtzentren.

In den 1990er Jahren wurden verstärkte Maßnahmen ergriffen, um den Hooliganismus einzudämmen. Strenge Sicherheitsvorkehrungen, wie verbesserte Stadionkontrollen und der Einsatz von Polizeieinheiten, wurden eingeführt. Zudem wurden die Strafen für Gewalttaten verschärft.

Trotz dieser Bemühungen ist der Hooliganismus jedoch nicht vollständig aus dem deutschen Fußball verschwunden. Es gibt immer noch vereinzelte Vorfälle von Gewalt und Randale bei Spielen. Allerdings hat sich die Situation im Vergleich zu den 1980er und 1990er Jahren deutlich verbessert.

Und die Hooligans beim HSV?

In den 1980er Jahren war der Hamburger SV (HSV) berüchtigt für seine Hooligan-Problematik. Die HSV-Hooligans waren eine der prominentesten und gewalttätigsten Gruppen in Deutschland. Sie waren in zahlreiche Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Fangruppen, insbesondere mit Fans von Werder Bremen und dem FC St. Pauli, verwickelt.

Die HSV-Hooligans bildeten organisierte Gruppen wie die „Rat Pack“ und die „Adlerfront“. Diese Gruppen zeichneten sich durch ihren gewalttätigen und aggressiven Charakter aus. Ihre Zusammenstöße mit anderen Hooligans führten zu schweren Verletzungen und großen Schäden an Eigentum.

In den 1990er Jahren begannen die Behörden und der Verein, härtere Maßnahmen gegen den Hooliganismus zu ergreifen. Es wurden strengere Sicherheitsvorkehrungen im Volksparkstadion umgesetzt, um Gewalt bei Spielen einzudämmen. Zusätzlich wurden Stadionverbote und juristische Konsequenzen gegen gewalttätige Fans verhängt.

Heute ist der Hooliganismus beim HSV nicht mehr in dem Ausmaß wie in den 80er Jahren präsent. Die strengeren Sicherheitsmaßnahmen, die intensive Arbeit der Fanbetreuung und eine veränderte Fußballkultur haben dazu beigetragen, die Gewalt einzudämmen. Der HSV hat verstärkt in Fanarbeit und Prävention investiert, um eine positive und friedliche Atmosphäre in den Stadien zu fördern.

Es ist wichtig anzumerken, dass der Hooliganismus im deutschen Fußball insgesamt rückläufig ist. Viele ehemalige Hooligans haben sich von der Gewalt abgewandt oder sind älter geworden und haben ihre Aktivitäten eingestellt. Dennoch gibt es nach wie vor vereinzelte Vorfälle von Gewalt im Fußball, und es ist eine kontinuierliche Aufgabe, diese zu bekämpfen und die Sicherheit für alle Fans zu gewährleisten.

Der Hooliganismus, eine Erscheinung im weltweiten Fußball, hat eine komplexe und mehrschichtige Entstehungsgeschichte. Es ist wichtig zu betonen, dass Hooliganismus nicht inhärent mit dem Fußball selbst verbunden ist, sondern vielmehr das Ergebnis einer Kombination aus sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren ist. In diesem Artikel werden wir uns auf die Entstehung des Hooliganismus konzentrieren, der in den 1960er und 1970er Jahren in Großbritannien seinen Ursprung hatte.

Die Entstehung des Hooliganismus im Fußball

Soziale und Wirtschaftliche Faktoren

Der Hooliganismus in Großbritannien in den 1960er Jahren kann teilweise auf soziale und wirtschaftliche Umstände zurückgeführt werden. Zu dieser Zeit erlebte das Land einen tiefgreifenden sozialen Wandel. Die Arbeiterklasse, die zuvor in engen Gemeinschaften lebte und oft in der Nähe ihrer Arbeitsplätze wohnte, wurde durch die Schließung von Kohleminen und die Verlagerung von Arbeitsplätzen in andere Branchen entwurzelt.

Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Unsicherheit stiegen, insbesondere unter jungen Männern, die Schwierigkeiten hatten, Arbeit zu finden. Der Fußball wurde für einige dieser jungen Männer zu einem Ventil für Frustration und Aggression.

Kulturelle Faktoren

Der Hooliganismus entwickelte sich auch in einem kulturellen Kontext, in dem Gewalt und Rebellion gegenüber Autoritäten, sei es in Form von Polizei oder rivalisierenden Fans, als rebellischer Akt angesehen wurden. Die Mod- und Rocker-Bewegungen der 1960er Jahre in Großbritannien, die sich oft Straßenschlachten lieferten, könnten als Vorläufer des Hooliganismus betrachtet werden. Diese Subkulturen feierten die Idee der Rebellion und der Konfrontation.

Hooliganismus im Stadion

Die eigentliche Manifestation des Hooliganismus im Fußball begann in den Stadien. In den 1960er Jahren bildeten sich die ersten organisierten Hooligan-Gruppen, die als „Firms“ bezeichnet wurden. Diese Gruppen identifizierten sich oft mit bestimmten Fußballvereinen und entwickelten eine aggressive Rivalität zu anderen Gruppen.

Die Gewalt begann zunächst in Form von Massenschlägereien zwischen rivalisierenden Fans. Diese Ausschreitungen waren häufig alkoholgetränkt und führten zu zahlreichen Verletzten und Verhaftungen. Die Hooligans trugen oft spezielle Kleidung und Symbole, um ihre Zugehörigkeit zu zeigen und sich vor der Polizei zu schützen.

Medien und Hooliganismus

Die Medien spielten eine ambivalente Rolle bei der Verbreitung des Hooliganismus. Einerseits trugen sie zur Sensationsberichterstattung bei, indem sie Gewalttaten und Ausschreitungen in den Stadien hervorhoben. Dies führte dazu, dass der Hooliganismus eine gewisse „Bekanntheit“ erlangte und junge Männer anzog, die sich mit dieser gewalttätigen Subkultur identifizierten.

Andererseits begannen die Medien auch, den Hooliganismus zu verurteilen und auf die negativen Auswirkungen auf den Fußball hinzuweisen. Dies führte zu einem verstärkten Druck von Seiten der Öffentlichkeit und der Politik, den Hooliganismus einzudämmen.

Die Bekämpfung des Hooliganismus

In den 1980er Jahren verschärfte die britische Regierung die Gesetze und Maßnahmen zur Bekämpfung des Hooliganismus im Fußball. Polizeipräsenz in den Stadien wurde verstärkt, Hooligans wurden mit Stadionverboten belegt, und Sicherheitsmaßnahmen wurden verbessert. Diese Bemühungen führten zu einer Verringerung der Ausschreitungen in den Stadien.

Die Geschichte und der Hintergrund von Rotsport St. Pauli sind eng mit der Geschichte des FC St. Pauli und der Fanszene des Vereins verbunden. Hier sind einige wichtige Punkte:

  • Der FC St. Pauli wurde 1910 gegründet, obwohl der Fußballverein bereits drei Jahre zuvor existierte. Der Verein hat eine lange Geschichte der Unterstützung sozialer und politischer Themen und hat sich immer für Toleranz und Vielfalt eingesetzt[1][3][5].
  • In den 1980er Jahren entstand in der Fanszene des FC St. Pauli eine Gruppe von Hooligans, die sich Rotsport St. Pauli nannte. Die Gruppe war bekannt für ihre Gewaltbereitschaft und ihre Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Fans[2].
  • Die Mitglieder von Rotsport St. Pauli waren oft in gewalttätige Auseinandersetzungen mit Fans anderer Vereine verwickelt. Diese Gewalttätigkeiten haben den Ruf des Vereins und seiner Fanszene geschädigt[2].
  • Die Wahrnehmung von Rotsport St. Pauli in der Fanszene des Vereins und der Öffentlichkeit ist sehr unterschiedlich. Einige Fans betrachten die Gruppe als wichtigen Teil der Fanszene des FC St. Pauli, während andere sie als Schande für den Verein und seine Werte betrachten[2].
  • Der FC St. Pauli hat sich immer gegen Gewalt und Hooliganismus ausgesprochen und betont, dass diese Gruppe nicht repräsentativ für die Fans des Vereins ist[1][3][5].
  • In den letzten Jahren hat der Verein Maßnahmen ergriffen, um die Gewaltbereitschaft in der Fanszene zu reduzieren. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit der Polizei und die Einführung von Sicherheitsmaßnahmen im Stadion[2].

Insgesamt ist Rotsport St. Pauli eine umstrittene Gruppe innerhalb der Fanszene des FC St. Pauli, die für ihre Gewaltbereitschaft und ihre Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Fans bekannt ist. Es ist wichtig zu betonen, dass Gewalt und Hooliganismus nicht repräsentativ für den FC St. Pauli oder seine Fans sind und dass der Verein sich immer gegen Gewalt und Diskriminierung ausgesprochen hat.

Citations:
[1] https://www.bundesliga.com/en/news/Bundesliga/st-pauli-hamburg-cult-club-explained-max-kruse-reeperbahn-song-2-millerntor-475424.jsp
[2] https://www.stpaulinu.de/supporters-in-action/hsv-stpauli-hooligans-derby/
[3] https://www.bundesliga.com/en/bundesliga/news/st-pauli-hamburg-cult-club-explained-hurzeler-promotion-reeperbahn-millerntor-1471
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/FC_St._Pauli
[5] https://www.fcstpauli.com/en/club/history/
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/St._Pauli

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