Nachspiel: FC St. Pauli (5) – KSC (0)

Der FC St. Pauli gewinnt 5:0 Zuhause gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den Karlsruher SC und spielt sich vor allem in der zweiten Halbzeit in einen Rausch.
Dabei stellen sich dem geneigten Betrachter natürlich einige Fragen.

Foto: Stefan Groenveld

Wer war der Spieler des Abends?

Wer drei Tore schießt, wie Aziz Bouhaddouz. Vor allem wenn er einen lupenreinen Hattrick aufs Parkett zaubert (zur Erinnerung: das sind drei geschossene Tore in einer Halbzeit, kommt ja am Millerntor nicht so häufig vor). Beinahe noch wichtiger war das energische Flügelspiel von Cenk Sahin, der in dieser Form für den Kiezklub unverzichtbar wird. Drei Torvorlagen, zwei davon generierten sich aus eigenen Abschlüssen, sind ein Spitzenwert.
Ein Zu-Null hat aber immer mehrere Väter. Gestern muss Torhüter Phillip Heerwagen den Karlsruhern, wie ein Zauberer vorgekommen sein. Mit pfeilschnellen Reflexen vereitelte er gute Chancen der Gäste auf einen Anschlusstreffer.
Auch wenn Ewald Lienen in Vogtscher Manier betont, dass die Mannschaft der Star ist, diese drei Spieler waren für mich gestern herausragend.
Und Jeremy Dudziak, der kaum wiederzuerkennen ist in dieser Rückrunde. Und unser neuer: Møller Dæhlin, auch wenn das Millerntor seinen Namen noch rufen lernen muss 😉
Und natürlich Waldemar Sobota. Auch so ein Wiedererstarkter. Bernd Nehrig nicht zu vergessen. Und Buchti. Und Hornschuh. Hab ich jemanden übersehen? 😉

Welche Rolle spielt der neue Rasen?

Dresdens Trainer Neuhaus hatte schon vor dem Spiel seiner Dresdner in Hamburg das ramponierte Geläuf kritisiert. Mitte der Woche wurde nun der Rasen getauscht und fungierte quasi als 12. Mann. Auf dem frischen Grün lief der Ball sauber zwischen den Reihen der Kiezkicker. Wie am Schnürchen sozusagen.
Wer hätte vor ein paar Wochen noch gedacht, dass der FCSP einmal seine spielerische Klasse aufblitzen lassen würde?

War es das mit dem Abstiegskampf?

Der auf St. Pauli „Klassenkampf“ genannte Fight gegen den Abstieg ist ein Langstreckenrennen, bei dem man sich nie zu sicher sein darf. Die Boys in Brown sind allerdings in einer Topform und wenn das Spiel in München gewonnen werden kann, schnuppert St. Pauli am unteren Mittelfeld der Liga. Prekär wird es allerdings wohl bis zum Ende der Saison bleiben, dafür sind einfach schon zu viele Punkte vergeben worden.
Wenn die Spieler gesund bleiben – im Moment sieht man ja das erste Mal ein eingespieltes Team – mache ich mir aber keine Sorgen.
Top-Gesprächsthema gestern: die bewundernswerte Stoik, mit der Oke und Co. an Ewald Lienen fest- und den irrsinnigen Druck ausgehalten haben. Es schaut so aus, als würden die Früchte dieser Strategie nun reif am Baum hängen.
Dieser Text erscheint morgen (kürzer) auch im Newsletter „Elbvertiefung“ von ZEIT Online, den ich euch wärmstens empfehlen möchte.

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