Rassismuskritik für Antirassisten

Im Zuge der Diskussionen um das ASTRA-Plakatmotiv an der Reeperbahn habe ich viele Gespräche geführt und mich an Bemerkungen erinnert, die mir wichtige Menschen machten, die Rassismus ausgesetzt sind.
Am verzweifelsten macht sie Rassismuserfahrung, Derailing und das Mundtotmachen der sich selbst als Antirassisten lesenden, meist weißen Menschen.
Im Migazin stieß ich auf ein Interview mit der Aktivistin und Autorin Tupoka Ogette, die sich zum Thema einfach selbst interviewte:

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Warum denken Sie ist die Debatte so dermaßen emotionalisiert und warum gibt es diesen starken Impuls der Relativierung durch Menschen, die gar nicht von Rassismus betroffen sind?
Tupoka Ogette: Weil das Thema Rassismus wahnsinnig emotional ist. Und weil wir mit einem falschen Rassismusverständnis in diese Diskussionen gehen.
Rassismus wird immer noch als individuelle böse Tat eines Einzelnen verstanden. Und natürlich: Die Erstarkung der Rechten und das salonfähig werden offener rechter Parolen in diesem Land und weltweit ist etwas, das vielen Menschen Angst macht und dies zurecht. Und da ist eine klare gemeinsame antirassistische Haltung von allen Menschen, die sich nicht bewusst rechts positionieren wichtig, essenziell und klar gefordert. Aber: Rassismus nur aus dieser Perspektive zu betrachten ist kurzsichtig und fatal.
Denn, wenn solche Debatten wie #MeTwo etwas zeigen, dann dass die überwiegende Mehrheit der Alltags-Rassismuserfahrungen in dieser Gesellschaft dort passieren, wo die Menschen sitzen, die sich selbst für klar antirassistisch halten. Und die denken, dass „nicht rassistisch sein wollen“ reicht, damit Rassismus nicht reproduziert wird. Und diese gesellschaftliche Linke und Mitte sehen sich dann durch solche Erfahrungsberichte plötzlich ihrer Selbstwahrnehmung bedroht.

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„Ich wünsche mir eine Revolution der Liebe. Und damit meine ich nicht (nur) die romantische zwischenmenschliche Liebe, sondern die politische, aktivistische, mutige, hoffnungsgebende, widerständige Liebe.“

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