„Kein Vergeben, kein Vergessen“ – Choreo zur Befreiung von Auschwitz

Es gibt Wichtigeres als Toreschießen

Als ich mich in diesen Tag begab, wehte von Westen ein Hauch Frühling über Altona. Kein kräftiger Schub, sondern ein leises Versprechen, dass es unaufhaltsam besser wird. Als ich am Millerntor ankam, war der Hauch noch da.

Absolute Stille zum Holocaust Gedenktag

Pünktlich zum Herz von St. Pauli waren alle an ihrem Platz und was dann folgte, war eine herzfüllende Demonstration von 30.000 Menschen, die sich gegen Rechts und das Vergessen stemmten.

Kein Vergeben Kein Vergesse Choreo am Millerntor. Foto: Markus Willnauer

Statt „Hells Bells“, liefen die Boys in Brown und ihre Gäste gestern zu einer Schweigeminute mit Trauer-Choreo ein, um die Opfer des Holocaust zu würdigen und sich gegen Rechts und das Vergessen zu stemmen. Stark, wie leise dieser Protest war, den auch der gesamte Gästeblock mit trug. Wie kraftvoll Stille sein kann, wird einem im Alltag ja nicht immer bewusst – gestern lief wohl nicht nur mir ein Schauer über den Rücken.
Der Spieltag gegen Darmstadt war einer dieser Tage, in denen St. Pauli sein Wesen kollektiv zu zeigen in der Lage war. Das Spiel gerät dadurch zwar nicht zur Nebensache – es wirkt aber nach, dass Fußball eben nicht alles ist.

„So ein stilles Stadion habe ich noch nie erlebt“

Das Spiel ist dann auch schnell erzählt: Darmstadt schießt mit seinem ersten Torschuss das goldene Tor des Tages (ein schönes übrigens) und unsere Boys in Brown erkämpfen und erspielen sich zehn hochkarätige Chancen, ohne aber zu treffen. Was auch an einem meiner Lieblingstorhüter liegt, dem Portugiesen Fernandes, der unsere Jungs und uns auf der Geraden zum Wahnsinn trieb.
Bei allem Ärger über diese Niederlage, sehe ich auch Zuhause echte Fortschritte. Johannes Flum machte ein Riesenspiel, Allagui war quirlig und echt stpaulianisch glücklos. Warum Azziz keine Kopfbälle mehr kann, bleibt ein Mysterium für mich, aber das löst Kauschi wohl auch noch.


Ich mache mir auf jeden Fall keine Sorgen. Willis Wunsch aus unserem letzten Podcast scheint sich also zu erfüllen: Sportlich langweilig, seelisch und im Detail spannend.
Dann kann nu auch der Frühling kommen. 😉