Hansa Rostock – Rote Karte für Gästehools

Die „Gäste“ aus Rostock haben die Dresdner an der Spitze der unangenehmsten Gäste am Millerntor abgelöst, was an sich schon eine Leistung ist. Haben die Dresdner es beim Demolieren der Klos belassen und lediglich mit Urin in Bechern geworfen, übertrafen die Nazis aus Rostock ihre dunkeldeutschen Kameraden noch: in der offenkundigen Absicht, Menschen zu verletzen schmissen sie mit Klobrillen und anderer Keramik, feuerten Raketen an die Decke der Nord und in andere Fanblöcke. Von der Bedrohung durch Nazisymboliken und Faschogebaren ganz abgesehen.

Das ganze Stadion

Unser Präsident Oke fand deutliche Worte nach dem Spiel, das mindestens zwei Verletzte hervorbrachte.

Der FC St. Pauli verurteilt die Vorfälle im Gästebereich auf das Schärfste. Präsident Oke Göttlich betonte, hier seien zahlreiche rote Linien überschritten worden. „Es war für uns bislang nicht vorstellbar, dass Keramikteile aus zertrümmerten Sanitäranlagen als Wurfgeschosse benutzt werden.“ Auch die Provokationen und menschenfeindlichen Sticker seien nicht zu tolerieren.

Oke Göttlich, FCSP

Nicht zu tolerieren ist hier das Stichwort, denn die Stadionordnung des FC St. Pauli gilt auch im Gästeblock und wir müssen uns ernsthaft darüber unterhalten, wie wie diese dort durchsetzen!

Sportliche Strafen für Verein mit frei drehenden Hooligans

Oke brachte die Idee in den Diskurs, neben monetären Strafen, die betroffenen Vereine auch sportlich zu bestrafen. Punktabzug für Vandalismus und versuchte schwere Körperverletzung. Eine Initiative, die nicht unumstritten ist.

In Medien und Politik, je konservativer desto unschärfer, wird fröhliche Pyrotechnik und Raketenangriffe auf andere Blöcke gleichgestellt; zuletzt unwidersprochen durch den Hansa Trainer am Sonntag. Das nährt die Befürchtung, dass Regelungen als Boomerang in jede organisierte Fanszene zurückfliegen – auch die unsere betreffen, vor allem bei Auswärtsfahrten.

Ein Dilemma, das ich am Montag nach den Nazi-Angriffen am Millerntor (so muss man die nennen!) mit einem Kollegen in der Kaffeeküche besprach. Er hatte eine gute Idee … die rote Karte für den Gästeblock.

Versuchte Körperverletzung ist die gröbste Form der Unsportlichkeit

Seine Idee: die Schiedsrichter befähigen, auch rote Karten für Fanblöcke auszusprechen. Diese hätten dann zur Folge, dass die betroffene Mannschaft einen Spieler auf dem Feld verliert. Das Übeschreiten von „roten Linien“ hätte sofort Auswirkungen auf die Vereine: sie spielten in Unterzahl.

Manchmal hilft es ja, ein wenig zu polemisieren. Wenn ich im Nachgang zu den Hooligan- und Fascho-Aktionen der Fans von Hansa Rostock eben dieser Sprache bediene, werden ein paar Dinge klarer.

Sportgruppe, nennen sich Hooligans manchmal – wenn sie sich auf Äckern vor der Stadt treffen, um sich gegenseitig auf die Omme zu hauen, könnte man das unter dem Gesichtspunkt des amateurhaften Freestyle-Gedankens sogar nachvollziehen.

Aber im Stadion, wo idR Unbeteiligte involviert sind, zieht diese „Sportmetapher“ nicht. Oder? Nehmen mal kurz an, das Mackern und gegenseitige Banner und Pyro-zeigen hätte auch einen sportlichen Aspekt, wo beginnt dann die Unsportlichkeit?

Setzen wir mal für einen Moment den Kampf um den Ball auf dem Rasen mit dem Kampf auf den Rängen gleich. Dann würde man in dem Moment, in dem Raketen gezielt auf Gegner geschossen werden, wenn Unbeteiligte von Klobrillen am Kopf getroffen werden von einem Foul sprechen, im letzteren Fall von einem groben, was sportlich betrachtet eine Strafe, die gelbe oder rote Karte nach sich ziehen würde

Der 5. Offizielle

Auf dem Spielfeld wachen die Schiedsrichter darüber, dass der Kampf um den Ball fair bleibt. Erweitern wir die Definition des Matches auch auf die Fans der Mannschaften, dann hätten wir den Bedarf nach einem fünften Offiziellen. Einem Schiri, der auf die Fairness der Fans achtet und bei Bedarf sanktioniert.

Das würde auch verhindern, dass man diese Aufgabe an die Polizei delegiert, die oft genug selbst mitspielende Mannschaft ist (Team Blau). Auch wären nachträgliche Verbandsstrafen klarer zu belegen, wie bspw ein von Oke ins Gespräch gebrachter Punktabzug.

Eine rote Karte für den Gästeblock bedeutete dann das Aus für einen der 11 Spieler auf dem Feld. Das könnte funktionieren – wenn die Bastarde bloß an echtem Sport interessiert wären ..

Rote Linien – ein Versuch der Definition

Das Transferieren der Ahndung auf die Schiedsrichter würde nicht nur deren Maßnahmenkatalog erweitern – derzeit können sie lediglich mit Spielabbruch drohen oder das Geschehen ignorieren – sondern verfrachtet den Diskurs dorthin, wo er hingehört: in den organisierten Fußball, in den DFB und die DFL.

Mein Kollege und ich fingen prompt an, darüber zu diskutieren. Hier eine unsortierte Liste:

  1. Raketen, die den eigenen Block verlassen, um andere Fanblöcke zu treffen, sind zu sanktionieren.
  2. Vorsatz, bspw. das Werfen von Kloschüsseln die andere verletzen sollen, führen zum Spielabbruch.
  3. … to be discussed (join our discourse in the Fediverse at stpauli.social)

In