Klar zur Wende, FC St. Pauli

Aufkleber: Für immer und ewig Millerntor

Die Boys in Brown und ihre Anhänger haben ein Deja vu. Wie im Spätsommer 2018 erreicht die Spielfreude, das Selbstbewußtsein, das Gefüge FC St. Pauli einen sportlichen Tiefpunkt. Ausgerechnet und erwartet: gegen Erzgebirge Aue.

Mopo: „Hat St. Pauli ne Krise?
Markus Kauczinski: „Das könnt ihr euch aussuchen“

FC St. Pauli TV, Trainerrunde nach dem Spiel gegen Aue

Es folgt das Heimspiel gegen Ingolstadt, das im letzten Jahr die Wende brachte und den Verein mit weiteren glücklichen Wendungen, in Form von späten Toren, auf einen Aufstiegsplatz. Vorher war Markus Kauczinski vom Hamburger Boulevard an den Rand der Entlassung geschrieben worden, allen voran von der BILD-Zeitung. Und in der Tat, es gab wohl „einen Plan B“, wie mir gut unterrichtete Kreise später bestätigten. Wie oder wer dieser Plan B war – Spatzen pfiffen den Namen des amtierenden HSV-Trainers vom Dach der Domschänke – weiss ich nicht; am Ende brauchte ihn auch keiner.

So wie der FCSP auch heute keinen „Plan B“ braucht. Warum auch? Nur weil Redakteur Dierenga in der Zeitung mit den großen Buchstaben den Konjunktiv aufs Äußerste dehnt?

Wer erwartet, dass Kauschi gehen muss, nur weil „der Aufstieg“ gefährdet ist, hat St. Pauli nicht verstanden!

Nicht falsch verstehen: ich mag den Boulevard; eine mediale Kultur des Gespräches am Gartentor, wie es lange im Norden Usus war und sich auch in jedem Forum manifestiert, hat eine wichtige Funktion. Und auch das Auguren und das Verteilen rhetorischer Fragezeichen hat da seinen Platz. Wenn man sich aber den FC St. Pauli unter Oke Göttlich anschaut, sieht, was Uwe Stöver und Kauczinsky binnen Jahresfrist gemacht und geschafft haben, nämlich einen Verein, der tatsächlich nach dem 22. Spieltag auf dem – übrigens vom Präsidium ausgegebenen – 6. Platz steht, der rechnet nicht ernsthaft mit einer Demission.

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Und so fühlt es sich für unsere Jungs auf dem Rasen sicher komisch an, dass im Umfeld Druck aufgebaut wird, sich der Tabellenplatz aber partout nicht so anfühlen will.

„Aue ist immer der Tiefpunkt der Saison“

Der junge Herr Dirk, Gegengerade

So startet der FC St. Pauli in eine Woche, die sich als gutes Omen nach dem „Tiefpunkt der Saison“ anfühlen darf. Mit Ingolstadt kommt ein Team, das sich gerade aus dem Keller puhlt, aber ohne nennenswerte magische Vorteile unser Millerntor besucht, wie noch ihre Vorgänger aus dem Erzgebirge.

Im Gegenteil, magisch scheinen wir gut aufgeladen, und nachdem ausgerechnet der Ersatzbusfahrer von Aue unsere Gegengerade in längst vergessene Wallungen brachte, sehe ich gute Chancen, dass sich unsere Jungs anstecken lassen und zur Wende gehen – der Lust verpflichtet und nicht dem Druck eines vermeintlichen Zieles, den der Zaunzausel der BILD vorgibt.

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