Dada St. Pauli

Freihändige Nachahmung des aktuellen FCSP Logos

Bei der Vorstellung der neuen Dauerkarten hatte ich schon den Eindruck: „nu fällt ihnen nix mehr ein“. Kein Logo oder Totenkopfapplikation prangte dort. Dafür ein handgemalter Kreis mit dem gekrickelten Schriftzug „Logo FCSP“ darauf.

Nach „Gaffa-Tape“ Optik und den Dauerkarten zum Selbstbekleben kam der Endpunkt aller Kreation. Das gestalterische und inhaltliche Nichts.

FC St. Pauli in der künstlerischen Negation seiner selbst: reiner Dadaismus

Ich muss mich getäuscht haben. Der Verein bringt nu auch noch Merchandise in der Krickeloptik heraus. Für Männer und Frauen, in weiss und in schwarz. Nicht aufregen. Lieber versuchen nachzuvollziehen: wo uns diese Negation von Design hinführen könnte.

„Marke war gestern“

„Der Dadaismus wandte sich gegen die verlogenen Ideale und Werte der Gesellschaft … zugleich gegen alle herkömmlichen Kunstformen und den guten Geschmack“

„Was ist Was“

Wenn es stimmt, was wir in unserem Podcast immer wieder diskutieren, dass der FC St. Pauli nämlich am Ende eines – auch schöpferischen – Zyklus angelangt ist; die Macht ist in Händen des Fanestablishments, die Marke, unser Jolly Roger, ist im Mainstream, ja im internationalen liberalen Mainstream angelangt, dann könnte Dada die Antwort darauf sein, dass es unmöglich ist, aus dem alten St. Pauli etwas Neues zu kreieren.

Platzhalter statt Inhalt

Indem man in der Marketingabteilung Platzhalter an die Stelle von Inhalten setzt, akzeptiert man diese Entwicklung; zeigt offensiv, dass man nun nicht weiter ableiten kann. Die nächste coole Idee ist eben keine Iteration entfernt, sondern liegt im musealen Dunst hinter uns. Jede fancy Kreation wäre eine designerische Geistergeschichte – pure Hauntologie.

Nehmen wir diesen Fingerzeig dankbar an. Werfen wir nach der Entkernung einen Blick auf andere Realitäten, zerstören wir diesen muffigen Mythos und fügen wir die Reste mit anderen Realitäten neu zusammen.

„Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funken Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“

Max Ernst

Bedanken sollten wir uns bei der Marketingleitung, dass sie so freiwillig Platz macht dafür!